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Heinrich-Heine-Allee und Heinrich-Heine-Platz

Harry Heine wurde am 13. Dezember 1797 als Sohn jüdischer Eltern in einem Hinterhaus in der Bolkerstraße 53 geboren.
Kaufmännische Lehrzeiten fanden statt 1815/1816 in Frankfurt/Main und Hamburg. 1819 beginnt Heine das Jurastudiums in Bonn und später das Studium in Göttingen und wegen eines Duells wird er dort von der Universität verwiesen, das Sommersemester besucht er 1821 in Berlin.
Einige Namen der großen Allee, die auch wie die spätere Königsallee im Zuge der Festungs-Niederlegung nach dem Frieden von Lunéville 1801 entstand, waren: Königstrasse, Boulevard Napoleon, Friedrichstrasse, Lindenallee, Hindenburgwall (ab 1915), Alleestraße (ab 1949 und vor 1915) und Heinrich-Heine-Allee ab 1963.
Im Dezember 1898 startete ungefähr ab dem Ratinger Tor (also im nördlichen
Stück der Heinrich-Heine-Allee) die elektrische Schnellbahn nach Krefeld.
Geplant wurde die Allee mit 5 Baumreihen vom Gartenarchitekten Weyhe 1808,
gleichzeitig wurde das alte Ratinger Tor mit der Windmühle auf der Mauer abgerissen. Dafür entstanden zwei neue Torhäuschen (wie Dorische Tempel) als Zollstation und im Süden der "Neuen Allee" das Alleeplätzchen. Die Anlage des Ratinger Tores durch Adolph von Vagedes, das aus einer Barriere mit Schlagbäumen bestand, soll Vorbildfunktion bei Schinkels "Neuer Wache" 1818 oder den Torhäusern am Leipziger Platz in Berlin gehabt haben...
Diese Allee war nach Abriß der Festungsmauern nun die große Flaniermeile und Paradestraße, die erst viel später von der Königsallee mit solcherlei Funktion abgelöst wurde....Bauherr Wilhelm Breidenbach hat genau an der Stelle des Alleeplätzchens, bzw. am Übergang der Breite Straße sein heute noch bekanntes Hotel "Breidenbacher Hof" 1808-1812 von Vagedes errichten lassen, weil er sich früh schon reichlich Zuspruch an dieser Allee versprach. Zu Beginn der industriellen Entwicklung war das Gebäude ein
gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt und seit Anfang des 20. Jahrhunderts immer wieder Treffpunkt von Künstler-Prominenz. Einige Namen:
Zar Alexander II. von Rußland, Graf Bismarck, Schah von Persien, Empfang für
Robert und Clara Schumann, Otto Reutter kurz vor seinem Tode und viele
mehr...Was aus dem Haus in baldiger Zeit wird ist ungewiss.
1831 hatte an der Allee das Königliche Gymnasium seine Adresse, das allerdings dem Warenhaus Tietz (jetzt Galeria Kaufhof), erbaut durch Josef Maria Olbrich 1907-09 an die Königsallee (Görres) ausweichen mußte.
Im Revolutionsjahr 1848 wurde auf dem heutigen Grabbeplatz (damals
Friedrichplatz) direkt an der Allee das große deutsche Einheitsfest
gefeiert. Rund um eine große extra errichtete "Germania"-Figur standen
Fahnenträger, Bürger, Künstler, Turnvereinsmitglieder und Düsseldorfer
Schützen.
1873-1875 wurde an der Stelle des heutigen Opernhauses das Stadttheater
errichtet, die Eröffnungsveranstaltung war "Götz von Berlichingen". In dem Gebäude zwischen Hofgarten und der Allee residierte wegen Raummangels nach dem 2. Weltkrieg der Landtag oder konferierte die Besatzungsmacht. 1881 wurde mit dem Eingang zur Alle hin, die Städtische Kunsthalle eröffnet, den Eingang zierten die 4 "Karyatiden"
(weibliche Figuren, die bei antiken Bauwerken Säulen oder Pfeiler ersetzen),
die heute an der neuen Kunsthalle neben dem "Kom(m)ödchen"-Eingang stehen.
Die Allee hatte viele Denkmäler, die ihren Standort oft wechselten, gesehen,
so wie das Moltke-Denkmal, den Kaiser Wilhelm oder wiederum Bismarck. Auch war die Allee immer wieder Schauplatz für Demonstrationen der politischen Macht oder Aufmärsche der Bevölkerung z.B. gegen das Dreiklassen-Wahlrecht oder auf den Stufen des Stadttheaters sollte 1923 (unter französicher Besatzung) die "Rheinische Republik" ausgerufen werden.
Mit dem Abholzen der riesigen Alleebäume verlor die Heinrich-Heine-Allee viele Anhänger, die sich an diesem mächtigen Grün erfreuten. Zweck dieser ganzen Aktion war der Bau der U-Bahn in Düsseldorfs Innenstadt, der schon im Dezember 1968 vom Rat der Stadt beschlossen wurde.
Anfang 1979 ist der erste Spatenstich für den Bau des U-Bahnhofes Heinrich-Heine-Allee; hierfür wurde sogar das Carsch-Haus Stein für Stein abgerissen, nummeriert und mehr als zwanzig Meter weiter westlich wieder aufgebaut! Der Heinrich-Heine-Platz wurde mit der Nachbildung eines ehemals dort gestandenen Musik-Pavillons bestückt. Carsch-Haus und Pavillon hatten aber nie zeitgleich dort gestanden. Im Mai 1984 wird unter der Allee die Flinger-Passage und im November die Bolkerpassage eröffnet.
Im Juli 1988 fährt die letzte Straßenbahn über die Heinrich-Heine-Allee.
Schon im Juni 1989 setzt Oberbürgermeister Bungert den Schlußstein zur Neugestaltung der Heinrich-Heine-Allee, die heute ein tristes Dasein führt und niemand will mehr in der Mitte über den extra angelegten Weg flanieren...


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