Ein Schiff wird kommen

vom Schiffsfund in Kaiserswerth

Ein sensationeller Schiffsfund aus dem 18. Jh. im Sumpfufer von Kaiserswerth!
Hoffentlich zerbröselt er nicht, wie die Stadtmauer vor zwei Jahren hinter dem Museum am Grabbeplatz.

Köln war die Grenze zwischen „Oberländer“- und „Niederländer“- Schiffen, beide Flachbodenschiffe, wobei der „Niederländer“ bauchiger und größer war, oft mit Seitenschwertern. Wichtig für beide Schiffstypen: der Treidelmast, an dem die Leine hing, die zum Leinpfad führte, auf dem 5-8 Pferde die Schiffe Strom aufwärts zogen.
In Kaiserswerth hatte man, wenn man von Duisburg kam, gerade ein Hindernis bezwungen: den breiten Angerbach hinter Wittlar, über den die Pferde mit einer Fähre übergesetzt werden mußten. Man ruhte sich im heute noch bestehenden Haus Werth aus, dann kam schon das nächste Hindernis und die dazugehörende Rast: südlich der Pfalz lag der „Bär“, eine Kribbe, die als Eis- und Strombrecher vor der Burg geplant worden war. Die Pferde wurden am Marktplatz ausgespannt und durch die Stadt über die Strasse Suidbert zum heutigen „Fährhaus“ gebracht, was den Kaiserswerthern eine Stange Geld: das „Pflastergeld“ einbrachte. Die Schiffe selbst mussten mit langen Leinen um den Bär herum gezogen werden. Die Spuren an der Stadtmauer sieht man heute noch. Ausserdem wurde gegessen, getrunken, der Bart gestutzt: eine feine Sache, die unter großem Wehklagen mit dem Aufkommen der Dampfschiffe um 1840 zu Ende ging. Kaiserswerth wurde arm.

Eins dieser Frachtschiffe aus der Warteschleife nördlich von Kaiserswerth ist nun ausgegraben worden
Nach der katastrophalen Zerstörung von Kaiserswerth 1702 (Spanischer Erbfolgekrieg) waren nur noch sechs Häuser stehen geblieben, u.a. das wuchtige Zollhaus
Als eines der ersten neu erbauten Häuser „im goldenen Boden“, d.h. dem westlichsten Teil des Marktplatzes neben der Anlegestelle, wurde 1733 das „Schiffchen“ gebaut, für Schiffer, Zöllner, Treidelknechte und Kaufleute: ein beliebter Ort. Später kommen die Krefelder Seidenweber und die Ddorfer Maler dazu.
Selbst nach dem Einbruch der Kaiserswerther Blüte durch die Dampfschiffahrt ging es hier lustig weiter.
Um 1910 fuhr Käpten Segermann das erste knallrote Automobil und zwei Personendampfer zwischen Ddorf und Kwerth. Die Schiffe legten erst ab, wenn im „Schiffchen“ die Glocke geläutet worden war und alle bezahlt hatten

Heute zahlen die Gäste ein bisschen mehr und nehmen nicht mehr das Dampfschiff, dafür aber Düsseldorfs einzigen Dreisternekoch Claude Bourgueil
Dieter Jaeger


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