Airport City

Von der Verbrecherbude 'Rotes Haus'...



... zur 'Aiport City'

Der Fughafen im Aufwind.
Gestern noch Schlagzeilen „Halbzeit bei Airport City“, dann „LTU verkauft“, heute stolze Bilanzen: Der Flughafen brummt. Ein nostalgischer Blick zurück.
Am 21. September 1909 liefen Geschworene, Richter, Zeugen zu den Fenstern des Amtsgerichts auf dem Königsplatz: eigentlich sollte der Mordprozeß „ Fall Ratte“ verhandelt werden. Jetzt gab es etwas Wichtigeres: Der majestätische Zeppelin Z3 flog gerade über das Gebäude.
Im selben Jahr noch entstand aus der ersten Begeisterung heraus die Luftschifferhalle. Sie stand auf der Golzheimer Heide einige Schritte von der Kaiserswerter Strasse weg an der Stockumer Kirchstrasse (heute 'Am Hain'). Einige Meter weiter südlich liegt heute dort das vornehme Restaurant “Rosati Due“.
Die Heide erstreckte sich östlich der Kaiserswerther Allee von Golzheim über Stockum und Lohausen bis Kaiserswerth. Im Osten endete sie im Bruchgebiet des Kittelbaches (Mörsenbroich, Tiefenbroich). Heidschnucken, Wacholder, Wollgrasflöckchen im Wind: die Heide war der idyllischste Ort Düsseldorfs.
Man wanderte auf der Ulmenstrasse an längst vergessenen Orten wie Thewissen vorbei, dann zu zwei geheimnisvollen Burgen (Alte Burg, Große Burg: heute direkt unter dem Riesenparkhaus), dann vorbei an einem Kloster der Kartäuser, schließlich nach Kalkum. Oder noch einsamer: von der Flugschifferhalle quer durch die Heide, weit und breit nur ein berüchtigtes Haus (das „Rote Haus“), am verschwundenen „In der Been“ vorbei bis Zeppenheim.
Am 22. Juni 1910 landete bei der Schifferhalle Graf Zeppelin persönlich. Dann geschahen einige Unglücke: der zerborstene Zeppelin auf der Schifferhalle fehlt in keinem Düsseldorf-Buch. Am 11. Juli 1912 fuhr der Düsseldorfer Pionier Albert Paul Veeh 5.00 Uhr früh in einem eigenen, mit Mannesmannröhren gebauten, Schiff über den Rhein in den Nebel hinein bis auf einen Feldweg bei Jülich. Das Ding war zusammenklappbar und am Abend in Golzheim wieder aufgebaut.
1913 baute das Militär eine neue Luftschiffhalle südlich von Zeppenheim. 1914 wurde sie von einem englischen Flugzeug angegriffen. Die vornehme Lady Mulvany, Stieftochter des berühmten Düsseldorfer Industriepioniers Mulvany, die in der Nähe an der Kaiserswerther Allee 300 wohnte, wurde des Hochverrats angeklagt und verließ das Land. Man konnte es sich anders nicht erklären, dass die Engländer diese Halle mit ihren Bomben getroffen hatten.
Schon immer hatte das Militär auf der Golzheimer/ Lohausener Heide seinen Exerzierplatz. Am Tannenwäldchen vorbei (der Nordfriedhof hieß am Anfang “hinter dem Tannenwäldchen“) ritten die Ulanen und Husaren auf schnaubenden Rossen über die „Rossstrasse“ zu ihren Kasernen (Tannenstrasse). Als Kaiser Wilhelm II die Soldaten besuchte, wurde das Tannenwäldchen zum „Kaiserhain“. Heute verläuft hier die große Strasse „Am Hain“.
Heide, unbesiedeltes Land, Exerzierplatz und Flughafen gehören zusammen. Heiden und deshalb Flughäfen gibt es nur rechtsrheinisch, weil die Westwinde nach der letzten Eiszeit den Fugsand aus dem Rheintal aufs rechte Ufer trieben.

Die rasante Erfolgsgeschichte des Düsseldorfer Flughafens begann nach dem 1.Weltkrieg nach dem Abzug der Franzosen 1925, allerdings mit vielen Hindernissen.
Die preussische Regierung bevorzugte Mülheim Essen und Köln. Düsseldorf wurde nur Notlandehafen. Nach Lindbergs Überquerung des Atlantiks 1927 setzte der Konkurrenzkampf ein: Köln-Essen gegen Düsseldorf. 1929 flog die belgische Sabena Düsseldorf an, und dann gab es kein Halten mehr.
Airport City 2007: Wo das Sternehotel Maritim bald eröffnet, lagerten 1925 die Bettler von der wilden Heine-Siedlung am „Roten Haus“
Wo Porsche glänzen wird, zerschellten die ersten Zeppeline.
„Grün ist die Heide..“, nun, das ist nicht mehr, aber auf Grün stehen heute alle Ampeln am Flughafen.
Dieter Jaeger


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