Das Stadthaus

wird ein Hotel

Jetzt sind die Vorspiele vorbei: das mit hohen Auflagen des Denkmalschutzes belastete Haus soll nun tatsächlich ein Hotel werden.
Es könnte „Zum Kloster“ heißen oder „Zum Kurfürst“, „Zur Wache“, „Zur Kanzlei“, „Zur Sternwarte“, am schönsten: „Petit Paris“, denn in diesem Haus ist das Wort gefallen, und alle die anderen Funktionen hat es inne gehabt.
Dieses Stadtdenkmal hat es in sich, wie kaum ein anderes Haus in Düsseldorf
Die Mühlenstrasse war ein Weg im breiten Wiesental der Düssel.
Sie markierte das südliche Ende der ersten mittelalterlichen Stadt, der eigentlichen „Altstadt“.
Die Neustadt südlich der Düssel bis zur Wallstrasse wird in der Renaissance begonnen und dann zum neuen Zentrum der Wittelsbacher ab 1615.
Das Wiesengebiet zwischen Mühlenweg und Düssel (nördlich der heutigen Mühlenstrasse)wird bald zum größten Gebäudekomplex der Kurfürstlichen Regierung. Herzog Wilhelm der Reiche hatte im 16.Jh. mit einem Marstall und einem Kömödienhaus begonnen. Daraus entwickeln sich Reitplatz und Tummelhaus(Reitschule),später Oper und Statthalterresidenz.
Südlich der Mühlenstrasse erwarben die Jesuiten ein Riesengrundstück zwischen Mertensgasse und Stadtmauer. Sie bauen darauf ihre Andreaskirche und ihr Kloster (1622-29). Die Jesuiten wurden 1630 Nachfolger des1545 am Stiftsplatz gegründeten Monheimschen Gymnasiums mit ihrem Jesuitengymnasium, das sie im Nordteil ihres Klosters unterhalten. 1773 wird der Orden aufgelöst, die Schule kommt zu den Franziskanern in die Schulstrasse, das Gebäude wird 1788 zur Kurfürstlichen Kanzlei( früher neben dem Rathaus), 1824 zur Preussisch Königlichen Regierung. Dabei wird der Komplex 1823 nach Plänen des berühmten Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel umgebaut. Bis 1953 erhob sich auf dem Dach eine Sternwarte, die schon auf den Rektor des Jesuitenkollegs, den Mathematiker Pater Ferdinand Orban zurückgeht. Er war übrigens 1702-16 Beichtvater Jan Wellems und Erbauer und Leiter des ersten Hubertushospitals in der Kasernenstrasse. Berühmt wurde die Düsseldorfer Sternwarte allerdings erst durch den Astronom Johann Friedrich Benzenberg, der sie 1842 nach Bilk brachte.
1889-91 wurde vom Architekten Kochs der Bau an Mühlenstr.29 und Andreasstr. 2-4 erweitert. Er besitzt jetzt drei Innenhöfe. Neben dem alten großen Komplex kann nur noch Prinz Karneval Oxenfort mit seiner „Tante Anna“ und die Pennälerkneipe „Zwiebel“ bestehen.

1903 gerät das Haus im Tausch mit dem Land, das zur Cäcilienallee zieht, in städtischen Besitz. 1926-33 ist es Polizeipräsidium, dann Hauptmeldestelle der Polizei. 1939 werden große Luftschutzkeller gebaut, die bald als Zellen und Folterräume der Nazis genutzt werden.
Folgerichtig zieht hier 1986 das Museum „Verfolgung und Widerstand“ ein. 1946 benutzte die Stadtverwaltung das Haus, weil fast alle anderen noch halbfesten Häuser von den Briten beschlagnahmt worden waren. Erst jetzt bürgert sich der Name „Stadthaus“ ein.
Goltstein, Hompesch, Murat, Beugnot, Nesselrode, Gruner, Napoleon: alle berühmten Männer um 1800 saßen in diesem Haus.
Die Franzosen nutzen den Innenhof für ihren „14.Juli“, weil in der Franzosenzeit meist von hier aus regiert wurde.
Fazit: wichtigstes größtes Kloster der Stadt, einziges Gymnasium, Kanzlei, Regierung, Sternwarte, Polizei, Stadtverwaltung. Was für ein Haus!
Die beiden letzten Jesuiten im Gespräch. „Er habe ein Zehngroschenstück in der Hosentasche gefunden und wisse genau, dass er keinen Pfennig mehr besitze: „Mirakel sähste daför“, worauf der andere: „dat es e schön Mirakel, du häst min Box aan“.
Dieter Jaeger


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