Die Terrasse an der Tonhalle - alle gegen Erwin
Das Drama um das Majolikahäuschen
Der Oberbürgermeister ist gegen den Cafebetrieb an der Tonhalle. Weil mehrere Verbote in letzter Zeit (Hafenfest, Monkey Island) zusammenkamen, glauben die Düsseldorfer, Erwin sei lustfeindlich. An der Tonhalle passierte schon einmal etwas Merkwürdiges: auch damals hatte die Obrigkeit ihre Hand im Spiel.
Das heißgeliebte Majolikahäuschen (Name nach Mallorca-Fayencen) stand 20 Meter neben der Tonhalle im Hofgarten. Es war ein Überbleibsel der großen Ausstellung von 1902: ein weiß blau gelber Jugendstilbau, wunderbar verziert, Treffpunkt für Liebespaare und Gouvernanten mit Kinderwagen. Es gab Kaffee und Kuchen, Kakao und Milchgetränke. Heute ist das Häuschen kaum noch zu erahnen. Nur Spurenleser und Düsseldorf Freaks erkennen seine Umrisse im jetzigen Kinderspielplatz.
In der Nacht zum 10. Juli 1925 verschwand das Häuschen spurlos. Ein Krimi. Sturm der Entrüstung in Düsseldorf, einen Monat lang kein anderes Thema im Blätterwald. Man hatte etwas geahnt, als einige Zeit vorher dem Besitzer gekündigt worden war.
Was war geschehen? Heute wissen wir es. Professor Wilhelm Kreis, Hauptarchitekt der GESOLEI (Düseldorfs größter Ausstellung 1926) der Erbauer des Marxhauses (erstes Hochhaus in Deutschland), des Ehrenhofs mit Planetarium (die heutige Tonhalle) und der Rheinterrasse, mochte diesen alten Klotz („versaut mir die ganze GESOLEI“ ) nicht. Im Malkasten hatte er zu einem der Hauptbeteiligten gesagt: „Sie waren doch Pionieroffizier, muß doch für Sie eine Kleinigkeit sein, das olle Ding wegzublasen“.
Diplomingenieur Richard Sonnemann 1964 in einem späten Zeitungsbekenntnis: “wir trommelten einige Zimmerleute zusammen, besorgten einen Lastwagen und nach einigen Lagen Freibier war von dem Majolikahäuschen nichts mehr zu sehen“. Zum Oberbürgermeister Lehr gebeten, zuckte Kreis die Achseln. Es gab keine Abbruchrechnungen. Es blieb bei Vermutungen.
Die Düsseldorfer lieben bis heute ihr verschwundenes Majolikahäuschen. In der verklärenden Erinnerung wird es wie das verschwundene Düsselschlößchen zu einem Idol.
Dieter Jaeger
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