Eller

ein mächtiges Rittergeschlecht

Schlittschuhfahren auf dem Schlossgraben, eine Jugenderinnerung für viele Düsseldorfer, auch für mich. Ich ahnte nicht, was das alles war.

Die Wasserburg Eller, eine Wasserburg, wie so viele im sumpfigen Osten von Düsseldorf? Mitnichten! Was für eine Burg, was für ein Schloß!
Die Herren von Elnere(Sumpf) waren verwandt mit dem Haus Oefte an der Ruhr, die ihren Urahn im berühmten Roland sehen, dem Held Karls des Großen(800) gegen die Sarazenen. Das „chanson de roland“ ist der Anfang der französischen Literatur.
Sie waren verwandt mit Arnold von Tyvern, dem die innerste Altstadt gehörte(Lieferhaus, Lambertuskirche)und dem die Grafen von Berg das Lieferhaus, ihre erste Burg, abkauften. Kein Wunder, dass Eller dann in der Frühgeschichte Ddorfs mitwirkte. Eller gehörte das berühmte Marienbild an der Ratingerstr, aus dem die Kreuzherrenkirche werden wird. Für die Pilger zu diesem Marienbild (heute steht es in Lambertus links vor dem Chor)bauen die Elleraner den „Gastes“, erstes Gasthaus (es stand neben “Bobbys Schnapsbude“) Sie stehen somit am Anfang der Düsseldorfer Gastronomie. Sie beglaubigen die Stadterhebungsurkunde(1288), stiften zwei von sechs Kanonikerstellen für das Lambertusstift.
Reichtum und Ansehen der Ritter von Eller waren sprichwörtlich. Gumbert, der Ahnherr, Dietrich, der Kämpfer von Worringen, später Rütger und Konrad, Amtmann von Monheim und Schultheiß von Gerresheim, sie sind alle seit 1909 in den neueren Strassennamen von Eller verewigt. Im 15. Jh verlieren die Ritter von Eller gegen die alten Rivalen, die Herzöge von Berg
Aber auch die späteren Besitzer von Eller sind nicht ohne. Der Ritter von Quade baut den Turm, der heute noch erhalten ist, er baut auch den Gerresheimer Quadenhof. Ein Nachfolger, die Herren von Landskron, besitzen die Fischereirechte der Düssel, ihr Name lebt im „Laerkauft das Schlndskronweiher“ im Hofgarten fort. Die Edlen von Harff stehen am Anfang von Wersten.
Die berühmtesten Besitzer der Neuzeit werden Prinz Friedrich von Preusen und seine kranke Gemahlin Wilhelmine Luise von Bernburg. Die neue Strasse um Eller herum heißt ab 1909 Bernburgstr. Prinz Friedrich von Preussen, Chef der Garnison Ddorf, eine Art neuer Jan Wellem auf Schloß Jägerhof, lässt die Zufahrt von Ddorf nach Eller, zu seinem Schloß, durch eine breite Reitallee ausbauen: die heutige schnurgerade Ellerstr. Sie verlief, bevor die Eisenbahn kam, weiter als Ellerstr bis zur Friedrichstadt , wird dann später Luisenstr genannt nach eben derselben Wilhelmine Luise von Schloß Eller.

Das kleine Straßendorf Eller an der Ellerkirchstr, wo die erste große Kirche stand(Ecke Gumbertstr, von Schinkelschule erbaut)) entwickelt sich entlang der Reitallee nach Ddorf über Schlossallee- Gumbertstr (früher Kaiserstr)- Ludwigshafener –durch den Weiler Kleineller- früher dann weiter über Geusen-Heerstr. zur Ellerstrasse. Die westlichen Seitengassen von dieser Haupttrasse werden um 1900 den neuen Marktplatz mit Rathaus und neuer Gertrudiskirche bilden. Weitere Seitengassen führen im Norden zu Arbeitersiedlungen (Industrieort Eller mit zB Piedboeuf, Poensgen) an der Stelle des versunkenen Geisterdorfes Cruithoven( ein kleiner Weg erinnert an Cruithoven). Es lag am Ickbach, von dem noch Reste in der „Wäschlackstr“ zu finden sind.
Das Schlesienviertel geht schon auf die 20iger Jahre zurück(Arbeiter aus Oberschlesien) Den Preussen eng verbunden durch den Schlossbesitzer Prinz Friedrich machen die Elleraner einigen preussischen Unsinn mit: die Flottenstrasse verherrlicht die Flottenmacke von Wilhelm II, dem letzten Kaiser(Kaiserstrasse). Im schlesischen Viertel werden alle Siege des „Alten Fritz“ noch mal gefeiert (Oelser-Glogau-Leuthenstr). Bis in die Nachkriegszeit erfolgen kleine Nadelstiche gegen Polen: Oelser-, Trebnitzer-, Festenbergstr (heute alles polnische Städte), was man dann mit der neuen Hedwigkirche(polnische Königin) zu besänftigen sucht
Streit gab es zwischen staatlicher Eisen- und lokaler Straßenbahn. Anfangs waren Überführungen verboten. Die Rheinbahngäste mussten am „Anhalter“ aussteigen, um erst hinter der Bahn weiterzumachen. (Anhalter hat nun wieder mit Prinzessin Luise zu tun, Sachsen-Anhalt, passt aber hier schön)

Wenn man heute durch die alte Haupt- und Prachtstr „Ludwigshafener“ geht, packt einen Wehmut. Sie sieht armselig aus, eine Sackgasse, wo der Glanz nur noch zu erahnen ist. Sic transit gloria mundi.

Dieter Jaeger


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