Marstallgiebel

Jan Wellem, der Jäger aus Kurpfalz

Der Grupello-Giebel, der zur Zeit im falschen Keller des Benrather Schlosses langsam dahinmodert, muß gerettet werden. Sollten nicht gerade im Jan Wellem Jahr Wege und Mittel gefunden werden, dieses Kunstwerk von Grupello an einem angemessenen Ort, vielleicht sogar am ursprünglichen Platz wieder aufzustellen?
Der barocke Holzgiebel vom Jägerhof war beim Bombenangriff vom 11. Juni 1943 fast verbrannt, dann aber geborgen worden. Nach Irrfahrten im Keller von Schloss Eller und im Keller der Landesbibliothek am Grabbeplatz kam er 1972 nach Benrath, wo er zunächst sorgfältig überwacht wurde, dann aber Anfang der Neunziger Jahre in einen undichten Keller geriet, so dass es jetzt höchste Zeit ist, etwas zu tun.
Jan Wellem, der leidenschaftliche Jäger, hatte 1713 nördlich vom alten Jägerhof ein gewaltiges 142 m langes Jagdzeughaus gebaut, das auf allen alten Karten das Zentrum von Pempelfort darstellte. Heute würde es an der gesamten Länge der Strasse „Alt-Pempelfort“ und drüber hinaus stehen. Es war die Furt, später die Brücke über die Düssel am Hof eines Besitzers Pempel, eben „Pempelfort“.
Es gab nur diese Strasse, die sich dann zweigte: eine nach Düsseldorf ( die heutige Jägerhofstrasse)und die andere nach Norden nach Kaiserswerth und Duisburg( die heutige Duisburger Strasse) An dieser exponierten einzigen Brückenlage konnte man gleich den Herrscher der Gegend, den Jäger aus Kurpfalz, ausmachen.
An der Nordseite, die ja die Strassenseite des Zeughauses war, sah man über dem Haupt- und den zwei Nebeneingängen drei große Holzgiebel, geschaffen aus der Schule des Gabriel Grupello, der 1710 das Reiterbild auf dem Rathausplatz gemacht hatte
Das Zeughaus, das allmählich den Namen „Marstall“ annahm, blieb beim Neubau des Jägerhofes von Couven 1753 an der alten Stelle erhalten. Es hat also die ganze glorreiche Geschichte des Jägerhofes( Napoleon, Prinz Friedrich von Preussen, Prinz Carl Anton von Siegmaringen) miterlebt. Erst 1910 wurde es abgerissen, als man die neue Jacobistrasse verbreiterte und zugleich drei neue Strassen baute. die Couvenstr, die Malkastenstr, die Vagedesstrasse
Allerdings fanden der Erbauer des Marxhauses Wilhelm Kreis und der Erbauer des Stahlhofs Johannes Radke eine elegante Lösung zur Rettung der drei Grupellogiebel. In verkleinerter Form, aber an gleicher Stelle, schufen sie die so genannte „Orangerie“ mit Hauptgiebel in der Mitte und West- und Ostgiebel an den beiden Schmalseiten.
1943 wurden Jägerhof und Orangerie zerstört. Der Hauptgiebel konnte gerettet werden, der Westgiebel verbrannte, der Ostgiebel ist noch zur Hälfte erhalten
Der Ostgiebel (wie der verbrannte Westgiebel) zeigt Jagdszenen: Hirsch, Keiler grobe Treib- und schlanke Fanghunde
Der Hauptgiebel zeigt die Allianzwappen und den Kurfürstenhut Jan Wellems mit seinen beiden wichtigsten Orden: das Goldene Vließ und der Hubertusorden Neben der Ordenskette: zwei Fabelwesen, Hirsche und Jagdgeschirr. Die untere Inschrift sagt, dass das Haus 1713 unter dem Oberjägermeister Freiherr von Weich erbaut wurde.
Dieser von Weich war ein Düsseldorfer Original. Nicht nur, dass ihm der wichtigste Hof von Hamm gehörte: der „Brongewangeshof“, er besaß auch das Stadtpalais an der Ecke Ratinger/Lieferstrasse. Noch heute sieht man dort das Relief, das über seinem Torbogen stand: zwei Affen halten einen Spiegel
Die Legende meint folgendes: Von Weich, der oft zu tief ins Glas geschaut hatte, wird von seinen Haustieren, zwei Affen nachgeäfft. Eines Tages nimmt er Rache. Mit Spiegel und Messer bewaffnet, rasiert er genüsslich immer die gleiche Stelle: seinen Hals. Die Affen tun, was sie tun müssen und sterben. 1910 schreibt Rudi vom Endt einen Spruch dazu, der heute unter dem Relief zu lesen ist: “die Affen durch Weichs Rasierkunst verführt, starben, als selbst sie das Messer probiert. Weil Nachäffen bringt Pein, setzt Weich die zwei in sein Wappen ein.“
Dieter Jaeger


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