Neue Wache

gar nicht so neu!

Die Hauptwache der Bürger, die seit dem Mittelalter für die Bewachung der Tore und Mauern zuständig waren, lag immer am Burgplatz.
Seit der brutalen Messerstecherei in der Altstadt vor einigen Wochen denkt man über eine zweite Videoüberwachung am Burgplatz nach (die erste Videoanlage gibt es am so genannten „Bolker Stern“). Auch die verschwundene Polizeiwache an der Mühlenstrasse soll wieder in den Brennpunkt der Altstadt, d.h. zum Burgplatz.
Die Bürgermiliz war im Mittelalter eine ernste Angelegenheit. Sie bewachte nicht nur die Stadt, sondern zog auch mit dem Landesherrn in die Schlacht. Die Bruderschaften, die Zünfte, die Schützenvereine gehen auf die Bürgerwehr zurück. Seit dem 16. Jh. verdrängten die angeworbenen Söldner die wehrhaften Stadtbürger. Düsseldorf wurde eine Garnisonsstadt.
Die alte Bürgerwehr bestand aus vier Kompanien, die zu je 16 Rotten eingeteilt waren. Es gab drei Altherrenkompanien und eine Junggesellenkompanie. Die Kompanien waren für die vier Stadtviertel zuständig: Altestadt, Flingerstrasse, Burgplatz und Marktplatz.
Das schöne Gebäude der Hauptwache war 1733 von Hofbaumeister Johann Heinrich Nosthoffen gebaut worden (er ist auch für den Neubau des Rathauses verantwortlich). Auf einem Gemälde von 1855 kann man noch die Hauptwache sehen. Sie lag genau zwischen Burgplatz und Marktplatz, ging also vom heutigen Pissoir bis zur Eisdiele.
Heinrich Heine hat hier seinen geliebten Vater verewigt. Es sagt etwas über die neue französische Rechtsprechung aus, wenn Heines Vater, ein Jude, Chef der Bürgerwehr werden konnte „Wie glücklich war mein Vater, als zu Düsseldorf die Bürgergarden errichtet wurden und er als Offizier derselben an der Spitze seiner Kolonnen an unserem Hause vorbeidefilieren konnte. An solchen Tagen floß auf der Hauptwache eitel Rüdesheimer und Aßmannshäuser von den trefflichsten Jahrgängen , alles auf Rechnung des kommandierenden Offiziers. Mein Vater genoß unter seinen Leuten eine Popularität, die gewiß ebenso groß war wie die Begeisterung, womit die alte Garde den Kaiser Napoleon umjubelte. Dieser freilich verstand seine Leute in anderer Weise zu berauschen. Den Garden meines Vaters fehlte es nicht an Tapferkeit, zumal, wo es galt, eine Batterie von Weinflaschen zu erstürmen. Aber ihr Heldenmut war doch von einer anderen Sorte als der, welchen wir bei der alten Kaisergarde fanden. Letztere starb und übergab sich nie, während die Gardisten meines Vaters immer am Leben blieben und sich oft übergaben.“ Dieter Jaeger


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