Oberbürgermeister

Wahlen im 19. Jahrhundert

Am 31. August wählt Düsseldorf zum 36.Mal seinen Oberbürgermeister. Zur Wahl stehen Dirk Elbers und Karin Kortmann. Aus diesem Anlass ein Blick zurück:

Am 1. Dez 1813 wurde der Beigeordnete zum ersten „Oberbürgermeister“ ernannt. Die preussische Regierung hat es offensichtlich als schwierig erachtet, „ein qualifiziertes Subjekt zu dem gerade gegenwärtig höchst lästigen Geschäft eines Bürgermeistes von Düsseldorf zu gewinnen“.

Dementsprechend groß war der Verschleiß der ersten Ob s zu Beginn der Preussischen Herrschaft - jedes halbe Jahr ein neuer Oberbürgermeister!

Die heftig geführte Schlammschlacht zwischen zwei Bewerbern 1818 ging in die Geschichtsbücher ein und führte zu einer Skala von Qualitäten, die ein künftiger Bewerber vorzuweisen habe (Aufzeichnungen des damals sehr geschätzten Appellationsgerichtsrates )

- gesetztes Alter
- Wissenschaftliche Bildung
- Kenntnisse in Recht und Ökonomie
- Familienvater
- hier begütert
- 10 Jahre hier ansässig
- in öffentlicher Verwaltung tätig
- guter Haushalter im eigenen Haus
- redlich, klug, mutig, bescheiden, sanftmütig, wohltätig
- beliebt bei Bürgern und Liebe zu Bürgern
- religiös, doch duldsam

Vor 1813 gab es nur Bürgermeister und das Leben schien einfacher. Er herrschte über 4 Schöffen, die vom Fürst bestimmt und 4 Räte, die vom Bürger gewählt waren.

Die „Schöffen“ waren seit Karl dem Großen die „Urteilsfinder“, die „Räte“ konnten intelligent raten, d.h. “Runen lesen“, und dann „Ratschläge“ geben. Allerdings wurde daraus bald ein Familienclan der immer gleichen Apotheker, Wirte und Weinhändler. Das Schönste war dann auch immer, dass alle Amtshandlungen mit einem großen „Gelage“ im Wirtshaus endeten. Der magnus (große) Magister, also „Meister“ der Bürger nannte sein Kollegium bald „Magistrat“. Der Meister vertrat die Stadt im „Landtag“ oft gegen seinen Fürsten, von dem er im herrschaftlichen 17. 18. Jh. mehr und mehr geknebelt wurde. Im Dienst des Fürsten standen der „Schultheiß“, der die Schuld einforderte, also Gerichtsvollzieher, und - noch gefährlicher - der „Amtmann“, der die oberste Gerichtsgewalt besaß. Sein „Amtsgericht“ wird dann ja auch das harmlosere Schöffengericht ersetzen

Immerhin war der Bürgermeister der wichtigste Mann der Stadt. Er setzte die Preise fest, kontrollierte alle Einnahmen und Ausgaben, und auch wenn er auch nur das Doppelte eines Stadtrates bezog, so kam er doch durch die vielen Nebeneinkünfte (Hebegelder bei Steuerfestsetzungen, Diäten bei Landtagen, Gelder für Prüfungen) auf das Vierfache seines Gehalts. Er wurde so mächtig, dass die Bürger öfter gegen ihren Magistrat als gegen den Fürst rebellierten.

Der letzte Bürgermeister, französisch „Maire“ genannt, ist in die Lokalgeschichte eingegangen. Auf die 100 Fragen der französischen Verwaltung über seine Stadt Düsseldorf antwortete Maire Pfeill 1806 wahrheitsgemäß
zur Frage 73 (“Was ist der moralische Hang der Einwohner?“):

„Die allgemeine Stimmung der hiesigen Einwohner ist in einem vielleicht zu hohen Grade zum Genuß eines jeden geselligen Vergnügens und der Zerstreuung bereit“.
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Dieter Jaeger


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