Ratinger Mauer

Eine Mauer zum Anfassen

Eine Mauer zum Anfassen

Es war alles umsonst. An der „Ratinger Mauer“ standen die Bagger still, sechs Monate lang ab Februar 2007. In der Fluchtlinie Ratinger Mauer- Neustrasse konnte man im Januar 07 in 3 m Tiefe eine Stadtmauer von 1.30 m Breite erkennen. Es war die schon verstärkte Festungsmauer von 1620. Die Urmauer der ersten Stadterweiterung von 1393 lag darunter. Eine kleine Sensation also: zum ersten Mal konnten die Düsseldorfer ihre uralte Mauer anfassen( von der ersten 1288 fehlt jede Spur). Beinahe hätten sie es gekonnt, denn nun ist alles vorbei: Beim Herausheben zerbröselte sie zu Staub. Aus!
Wie konnte das geschehen? Waren da nicht Fachleute am Werk? Verstehen sie so ihr Fach? Wir erinnern uns allerdings auch, dass die kostbare Mauer Monate lang ungeschützt aller Unbill des Wetters ausgesetzt war. Man konnte damals bei der Grabung auch die 20 kleinen Grundstücke an der westlichen Strassenseite „Ratinger Mauer“ sehen und den viereckigen Platz, der auf allen alten Karten eingezeichnet ist ( auf der „Wernerkarte“ von 1831 sogar mit kleinen Wegen: Handwerkerviertel.) Der Eingang zu einem Luftschutzbunker war zu sehen: bis vor kurzem Schlupfort der Penner von der Hundsrückenstrasse. Aus! Alles vorbei!
Wir müssen uns wieder begnügen mit dem winzigen Rest Stadtmauer von 1392, der im Keller des ehemaligen Internetcafes „Garden“ am Rathausufer zu sehen ist. Die Ecke versank schnell zu einem plüschigen chambre separee-Keller, dann zu einer Rumpelkammer, nur Düsseldorf- Freaks und Spezialisten bekannt. Unter Lebensgefahr geht man, wenn überhaupt(die neuen Besitzer sehen das nicht gerne) in den dunklen Winkel hinunter.
Eine Situation, wie damals 1850
Neben der dunklen Strasse “An der Mauer“ ging es auf der jetzigen Heineallee sehr vornehm zu. Im Salon Sybel (wo jetzt die Reste der Reichsbank stehen) traf sich Tout Düsseldorf mit Schadow, Schumann, Immermann. Die Damen waren reich und unglücklich und rezitierten ihre religiös romantischen Gedichte.
Ein paar Jahrzehnte vorher hatte man auf dem abgetragenen Wall eine wieder höher gelegene Promenade geplant. Huschberger, der sensible Schöpfer von Königs- und Heineallee war dagegen. Er meinte, man würde den Ärmsten der Armen aus der Mauer- und Neustrasse von oben herab in die Suppe spucken können. Der Wall blieb planiert: die heutige Heine Allee entstand.
Dieter Jaeger


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