Stadtmitte - die City

Terra incognita

Von keinem Stadtführer heimgesucht, scheint die City, die Mitte immerhin von Ddorf, von keinem historischen Interesse zu sein. Sie birgt in sich keine alte Siedlung, vielleicht ist das der Grund. Es war tatsächlich eine Tabula rasa, ein Nichts, wegen des freien Schussfeldes vor der Festungsmauer auch bewusst von Ansiedlung freigehalten.
Aber natürlich gibt es hier Überraschungen. Warum kamen die schönsten Frauen aus der Bahnstrasse? Was hat die Grünstrasse mit einem Esel zu tun? Wo liegt der Alexanderplatz?
Zunächst die Antworten:120 Frauen arbeiteten in der Baumwollspinnerei Bockmöhl auf der Bahnstrasse. Sie machten nachts die Altstadt zu ihrem Jagdrevier. Auf der Grünstr. gab es zunächst nur ein Haus, das Gasthaus „zum grünen Esel“, daher de Name. Auch wir hatten einen Alexanderplatz, er lag an der Alexanderstr, da, wo jetzt die Berliner Allee ist
Fast alle Cities in Deutschland liegen zwischen Bahnhof und Altstadt. Die Mauern fielen um 1800, die Eisenbahn kam 1850, zu spät, um direkt bis an die Stadt heranzukommen, dafür war das Land vor der Mauer schon zu dicht bebaut. So liegen alle Bahnhöfe ca 1km von der Altstadt entfernt. Das Zwischengebiet wird im 19.Jh zur City.
Wegen der unbebauten Sumpfecke südlich der Kö konnte in Ddorf ausnahmsweise ein erster Bahnhof direkt an der Stadtmauer liegen: auf dem heutigen Graf Adolf Platz
Die Oststrasse war lange Zeit die Ostgrenze von Ddorf mit vielen Fabriken an der heutigen Charlottenstr, dahinter lag die „Drecksecke“, das waren für die Ziegeleien ausgehöhlte Baggerlöcher, die man 1895, um den Bahnhof zu bauen, erst einmal auffüllen musste mit gewaltigen Sandmengen aus den Gerresheimer Bergen. Nur den Mönchen war diese Drecksecke zuzumuten. Sie bauen hier ihr “Klösterken“, Klosterstrasse, und der gewiefte Schumacher zieht sehr bald seinen besten Kunden nach in die Oststrasse.
Weil es keine Stadtplanung gab, sind die Strassen aus den alten Feldwegen entstanden, die alle von den Dörfern draussen zum Flinger Tor wollten, dem wichtigsten Stadttor damals(Kaufhof heute). Deswegen verlaufen alle Strassen schräg von aussen auf diesen Brennpunkt zu(Alexander, Blumen, Kloster, Steinstr)
Das Bahnhofsviertel war in der Anfangszeit Ddorfs schicke Adresse, die Empfangshalle der Stadt, mit den neusten Hotels und Vergnügungspalästen. Dann verkam es allmählich zur Schmuddelzone. Gastronomie: Fehlanzeige, nur die furchtlosen Asiaten verirren sich hierhin: Japan sowieso, aber auch Korea, China, Indien, Thailand.
Die City ist das Oberzentrum einer Stadt, d.h. es hat wie ein Magnet die größte Reichweite (Anziehungskraft) für das Umland. Einrichtungen von oberster Zentralität, wie das Theater, müssen hierhin, aber nicht Verwaltungsbauten von Versicherungen oder Fluggesellschaften, wie auf der Berliner Allee. Sie ist eine tote Citystrasse
City klingt heute nicht so gut, aber die Geschichte Düsseldorfs im 19.20, Jh. hat sich vor allem hier, in Stadtmitte, abgespielt.
Die City das Lieblingsobjekt der Geographen wird von den Historikern eher vernachlässigt
Eine Geschichte der City Düsseldorf muss noch geschrieben werden
Dieter Jaeger


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