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Rosa Schmetterlinge und Grüner Turm

Als Ebenezer Howard 1902 sein Buch „Garden Cities“ schrieb, war das eine Sensation. Stadt und Land miteinander verbinden, weg mit den düsteren Slums der industriellen Revolution.Le Corbusier verfeinerte das 1933(Charta von Athen): strenge Trennung von Wohnen und Arbeiten. Heute sieht man das wieder ganz anders: der Trend ist eher zurück in die Stadt, wo alle Lebenfunktionen vereint sind. Arbeiten, Wohnen, sich Amüsieren, die „Altstadt“ eben als Idealfall
Garath war so eine Gartenstadt 1961 geboren, aber sie kam in den 70igern einer Strafversetzung gleich: hohe Wohnkomplexe, Beton, Aussiedler, eine einzige Kneipe in Hellerhof. Ratingen West und Garath wurden zu Schreckgespenstern: ein Heizturm statt einer Kirche als Wahrzeichen, die hohen Bahnsteige der S-Bahn als zentraler Markt.
Heute sieht man vieles in milderem Licht. Eine hervorragende Freizeitstätte, der bequeme öffentliche Verkehr, die vielen Vereine, der „Alte Rhein“ vor der Tür.
1961 hatte Friedrich Tamms, der Erbauer des Tausendfüßlers und der „Brückenfamilie“ die neue Stadt quasi aus der Wiese heraus geschaffen: vier große Strassenbögen mit Stichstrassen in den Bogen hinein, das war die alte Ebenezer-Idee
Zuerst im NW: die Architektenstadt mit Strassennamen seiner Kollegen, dann der SW: das Literatenviertel, dann die Ostseite mit den Ostsiedlern und im SO den Widerständlern gegen Hitler, in der Mitte am Bahnhof: die gerade verklungene Adenauerzeit(Schumacher, Ollenhauer, Erler). Aus Garath Süd wird dann mit kleinerer Bauweise in den 80igern Hellerhof (Logo: ein rosa Schmetterling)

Am Mühlenbach schließlich der Ursprung: Schloß Garath
Die Römer waren von ihrem Kastell Bürgel, das vor 2000Jahren noch linksrheinisch lag(Altarm Urdenbacher Kämpe) an der Stelle, wo die gefährdete Aue und Niederterrasse am schmalsten, also am schnellsten zur schützenden höheren Mittelterrasse hin überquert werden konnte, am heutigen Heller Hof und Haus Garath vorbei zum uralten Mauspfad vorgestoßen, der rechtsrheinisch auf der geschützen Mittelterrasse an Morp und Haus Unterbach vorbei Richtung Ruhrtal führte. Der römische Vorgänger von Haus Garath hatte also Schutzfunktion über diesen wichtigen Rheinübergang und seine Fortsetzung zum Mauspfad.
Die Herren von „Garderode“ werden erst 1271 erwähnt. Der berühmteste Besitzer von Haus Garath war später die Adelsfamilie Vellbrück (seit 1550). Ein Vellbrück baute den heute noch vorhandenen Torturm 1610, ein Vellbrück begleitet Jan Wellem auf seiner Cavalierstour 1674-77, ein anderer wird Fürstbischof von Lüttich und ab 1730 sitzen die Vellbrücks auch im heutigen Stadtmuseum Bäckerstrasse, dem schönsten Adelspalais von Ddorf
Graf Vellbrück von Garath/Lüttich war ein feuriger Liebhaber und Tänzer, die Lütticher haben ihm das ein wenig übel genommen. Für Garath tuts gut. Tanzen und Lieben rosa Schmetterling und grüner Turm
Dieter Jaeger


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