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Der Gerresheimer Ringofen muss erhalten bleiben

Die Wohnsiedlung „Am Wildpark“ neben der Bergischen Landstrasse in Gerresheim tritt im Winter 2007 in eine entscheidende Phase.
Der denkmalgeschützte Ringofen der Firma Sassen liegt mittendrin.
Der Ofen ist das letzte Beispiel dieser Art in Düsseldorf.
Es ist nicht irgendein Industriedenkmal. Er markiert die Anfänge der Düsseldorfer Industriezeit des 18./19. Jh., wie kaum ein anderes Denkmal.
Ohne Ziegel und Dachpfannen gäbe es nicht den schnellen Ausbau der Stadt im 19. Jh. Deshalb sind alle Karten des18./ 19 Jh. durchsetzt mit dem Wort „Ziegelei“.
Die „Ziegelwallonen“ waren dafür verantwortlich.
Lange, bevor die Belgier 1850 in Oberbilk die Düsseldorfer Schwerindustrie starteten, haben ebenfalls Belgier, die sogenannten „Ziegelwallonen“, die Ziegel und Dachpfannen gebrannt, die das Düsseldorf des 19. Jh. geprägt haben. Von der grau- weißen Farbe der Fachwerk- und Strohdachhäuser im 18. Jh. wird Düsseldorf im 19.Jh. zur „Roten Stadt“ der Backsteine. Die Wallonen um die Stadt Lüttich herum waren wegen der Bodenschätze des Ardenner Waldes seit Urzeiten einen Schritt voraus.
Die Flutlehme und Sande, die der Rhein auf seinem vorletzten Flussbett (und das ist das Terrain der Stadt bis zum Grafenberger Wald) abgelagert hatte, waren ideale Voraussetzungen für die Ziegelherstellung.
Ziegelherstellung war wegen der besonders harten körperlichen Arbeit schon immer Wanderarbeitern vorbehalten, bei uns waren es die Wallonen. Sie waren raue Gesellen, bei den Düsseldorfern nicht gerade beliebt.
Die Herstellung war am Anfang offenes Feldbrand-Verfahren, bis im 19. Jh. der Ringofen erfunden wurde.
Nach dem Lehmabstich schleppten die robusten Kerle im Wettbewerb in so genannten „Lehmvögeln“(Körben) den Lehm (oft über einen Zentner schwer)zu einem Holzbottich neben ihrer Ziegelbude, wo sie schliefen. Wer am meisten „buckeln“ konnte, war Tagessieger. Im Bottich traten die Ziegler den mit Wasser genässten Lehm, bis er die weiche Konsistenz hatte, die im Handstrichverfahren die Form ideal ausfüllte: das war die Aufgabe des sog. „Ziegelschlägers“. Ein guter Ziegelschläger fertigte in einer Stunde 100 Steine. Zwei Tage Antrockenzeit, Umdrehen, noch mal zwei Tage. Dann das Brennen im Feldbrandofen, der durch kleine Öffnungen mit Kohle befeuert wurde.
Um 1855 wurde der Ringofen entwickelt, ein Oval von ca 20 Kammern, die hintereinander befeuert und gekühlt wurden, so dass kontinuierlich produziert werden konnte.
Die Erkrather-Klosterstrasse war die Hauptstrasse der Ziegelherstellung, daher ihr alter Name Pfannschoppenstrasse (ab 1854 Klosterstrasse wegen des heute noch bestehenden Franziskanerklosters). Das Gebiet des Hauptbahnhofs war durch Ausziegelungen derart versumpft, dass beim Bau des Bahnhofs 1885 gewaltige Mengen Sand aus den Gerresheimer Höhen die Vertiefungen wieder ausgleichen mussten.
Dieter Jaeger


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