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das Dorf mit Herz

Völlig richtig. Kaum irgendwo sonst ist es so atmosphärisch dicht, gehegt und gepflegt, eine kuschelige Ecke in unserem großen Dorf. Und ein Unikum dazu oder zwei
Unikum Nr 1: der einzige, bei uns noch erhaltene, und bei Hochwasser aktive Altarm des Rheins
Unikum Nr 2: die älteste evangelische Kirche, ein Jahr vor Neander in der Altstadt. Da muss also was dran sein an diesem Urdenbach

1374 bei einer gewaltigen Hochwasserkatastrophe verlässt der Rhein sein altes Bett(heute der Bach“Alter Rhein“)und sucht sich den neuen jetzigen Lauf, bringt auf diese Weise Haus Bürgel ( römisches Kastell und damit das älteste Haus der ganzen Region Ddorf) auf die rechte Rheinseite- weiß der Teufel, wie die das überlebt haben.
Urdenbach ist älter als diese Katastrophe (Jahreszahl 1301 an einem Haus). Die Herren von Benrode (heute Benrath) hatten hier an der Mündung der Itter ihren Hafen. Der „Alte Rhein“ musste hier am Steilufer zur „Niederterrasse“ (so wird ein älteres Flussbett genannt 50 000 Jahre zurück) eine Kurve nach Westen machen. An so einem „Prallhang“ entsteht eine tiefe Rheinrinne, ideal für einen Hafen. Auch als der Rhein langsam wegdriftet( heute 800m vom Hafen entfernt), bleibt der Unterbacher Hafen, ausgebaggert, noch über Jahrhunderte schiffbar. Es entsteht ein wichtiger Holzhafen(Flößerstr), eine Handelsstation. Nur in Urdenbach gibt es den hanseatischen Begriff „Kauffahrteihof“= Handelskontor für Schiffahrt. Es ist das heutige„Strohnsche“ Gebäude, hoch- wassersicher „Auf dem Ufer“ 5-13. Daneben stand die Mühle.
Wilhelm der Reiche (das ist der Schwiegervater unserer berühmten, im Schloßturm gemeuchelten Jacobe von Baden, 150 Jahre vor Jan Wellem) verlegte die Benrather Mühle hierhin an die Ittermündung. Seine Nachfolger lassen die Itter jetzt nur noch in Urdenbach enden. Die Itter hatte sich früher in Benrath in zwei Arme geteilt und die Dörfer Hassels, Reisholz, Holthausen Elbroich, Itter geschaffen. Alles Itterwasser wurde aber nun für das Wasserschloß Benrath benötigt und mündete dann in Urdenbach. Die anderen hatten das Nachsehen, keine Itter mehr, nur noch Brunnen
Wie wichtig der Urdenbacher Hafen und damit der Ort war (Urdenbach=Ort am Bach), zeigt das alte Gerichtsgebäude an der „Dorfstrasse“46 aus dem 16.Jh. Nicht nur Rechtsprechung für das Amt Monheim (die Grafschaft Berg hatte 8 Ämter, darunter Monheim), auch die Landstände: Ritterschaft und Städtebund(Vorläufer des späteren Ständehauses)tagten hier schon mal
Sehr früh kommt zu diesem Handelsplatz das Töpferhandwerk(Töpferstrasse). Es ist so berühmt, dass Peter der Große aus Petersburg seine Leute hierhin in die Lehre schickt
Unikum 2: die evangelische Kirche, 1689 gebaut
Sehr früh, gleich nach Luther und Calvin im 16.Jh kommt die Reformation ins Herzogtum Berg von Elberfeld bis Urdenbach. Wilhelm der Reiche auf Schloß Düsseldorf, dem schon ein Land so groß wie das heutige NRW gehörte, fuhr einen toleranten mittleren Weg zwischen den Konfessionen, duldete Katholiken und Protestanten. Er gründet auch mit einem Gesetz den Ruhm des späteren Wuppertals als Textilstandort: Vorreiter der Düsseldorfer Industrie.
Später kommen die Glaubensflüchtlinge, Niederländer hauptsächlich und Hugenotten nach Krefeld, Elberfeld und Urdenbach. Sie sind alle Textilexperten. Urdenbach wird Leineweberort und somit auch protestantischer Mittelpunkt. Später schützen die protestantischen Preussen, die nebenan in „Mark“ regierten, die Protestanten von Düsseldorf und Urdenbach. Im 19.Jh wird daraus eine enge Freundschaft zur Hohenzollernfamilie(Kaisereiche) Das führt zu einer Merkwürdigkeit: nur hier in Urdenbach werden die dubiosen, von den Preussen hochgeschätzten Afrikakämpfer der Kolonialzeit in Strassennamen geehrt.
Gehen wir noch einmal von der „Böke Pomp“,Bücherstr/Hochstr, am uralten Spritzenhaus vorbei die Dorfstr hinunter zum Hafen, zum bösen Müller. Alle Müller waren „böse“, weil sie den Mühlenbann(alle waren gezwungen, hier zu mahlen) besaßen, selbst aber kein Korn anbauen durften und weil sich alle Bauern immer vom Müller betrogen fühlten. Darum war hier Streit bei Höchststrafe verboten. Es herrschte der „Mühlenfrieden“. Mit Frieden im Herzen schauen wir von hier hinab in die wunderschöne Aue
Urdenbach am Ende der Welt, aber was für ein schönes Ende.
Dieter Jaeger


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