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Ausgrabungen

Im Zuge der Umgestaltung der Gerichtsgebäude zu einem Luxusquartier finden jetzt archäologische Grabungen in den Innenhöfen des Gerichts statt.
Wie zu erwarten, stößt man hier auf älteste Teile der Altstadt, so letzte
Woche auf eine gemauerte Düsselröhre
Zwischen Ratinger- Liefer- Mühlen- und Neubrückstrasse befand sich der größte Häuserblock in der Altstadt. Die Düssel floß als großes Tal mit Bleichwiesen hindurch, beim Pförtnerhäuschen Neubrückstr hinein und bei der Nr 32 Liefergasse wieder hinaus, später ein ideales Zurittgelände der Pferde Jan Wellems
Von der Ratingerstr. her hatten adelige Hofbeamte ihre tief ins Quarre hinein liegenden Grundstücke. Sie trafen sich in der Mitte mit den Gebäuden des kurfürstlichen Hofes. Die Seitengassen: Lieferstr. und Neubrückstr. hatten nur eine geringe Grundstückstiefe und waren meist dem Bürgertum überlassen.

Von den 12 Häusern der Neubrückstr mit so schönen Namen wie „Roter, Weisser, Bunter Ochse“ waren die beiden letzten, am Düssellauf gelegenen, die interessantesten. Nr 23 gehörte 1720 Johann Jakob von Geldern, jenem reichen Ururgroßvater Heines, der der Banker Jan Wellems gewesen war. Nr 25 gehörte dem Hofkammerrat von Kylmann, eine Familie, die seit dem 14. Jh Mitglieder des Magistrat, des Hofes und des Stifts gestellt hatte.
Die 15 Häuser der Liefergasse waren 2-18 Armenhäuser Das Haus 22 dem Lieferhaus gegenüber bildete mit dem Haus Ratingerstr 3 eine Einheit .Der interessanteste Besitzer unter den vielen Adeligen, die es bewohnten, war zweifellos Freiherr von Weich, dessen Wappen mit den zwei Äffchen noch heute an der Ecke Liefer/Ratingerstr angebracht ist. Das langgestreckte Grundstück Nr 22 hinter und parallel zur Liefergasse wurde Mitte des 19. Jh zur berüchtigten „Krim“, einer wilden Hüttensiedlung der Ärmsten der Armen. Die Fassade an der Ratingerstr 3 wurde zur berühmten „Hansens Penn“. Im ersten Stock des großen Hauses tagten die Maler: eine Art Vorläufer also des „Malkastens“.

Die Häuser 1-17 an der Ratingerstr gehörten alle hohen Beamten, hatten also zunächst keine volkstümlichen Namen. Berühmt und als Teil bis heute zu besichtigen waren die Häuser 9, 11, 13, die 1688 das Annunziaten-Cölestiner Kloster erwarb. Der Besitz ging tief ins Quarre hinein bis zum Reitplatz an der Düssel, neben dem die Reitschule Jan Wellems (Tummelhaus) stand. Bei der Bombardierung durch die Franzosen 1794 wurde das Kloster zerstört. Die Ruine wollte 10 Jahre lang keiner haben trotz der Anzeige: “ist der Überschwemmung nie ausgesetzt,….die Lage wegen des anschießenden Düsselbachs ist zu jeder Fabrikanlage sehr vorteilhaft“. Die Ruine wird schließlich von Vagedes zum Wohnhaus umgebaut( von 1862-1883 Augenklinik unter Albert Mooren), und die Fassade dieses Hauses hat bis heute alle Kriege und Abrisse überlebt.

Am spannendsten natürlich waren die Häuser an der Mühlenstrasse. Längs der Düssel von der Liefergasse bis etwa Haupteingang Amtsgericht lag der alte Marstall, den schon Wilhelm der Reiche dort 1559 errichtet hatte. Dann folgte das etwa 30m breite Kommödienhaus (1559), das unter Jan Wellem 1695 zur Hofoper wird (1695- 1758). 1760 entstand dann von hier bis zur Neubrückstrasse die „Residenz“, ein Palast für die Statthalter unter Carl Theodor
Zwei alte Häuser neben dem Marstall, Ecke Liefergasse, sind erwähnenswert: der Perrückenmacher Giesen(Hausnr 24) stellte 1789 Krippenfiguren auf, die die Attraktion der Altstadt waren: Samson verfällt der Delila, die ihm das Haar abschneidet, und Judith enthauptet den trunkenen Holofernes. Da mochte der Rivale gegenüber, Perrückenmacher Franken, nicht zurückstehen. Er versprach eine Pommade, die „hohen und niederen Standespersonen den Haaren, sowohl als dem Kopf neue Kräfte erschaffen würde“. Jan Wellem dagegen hatte an dieser Ecke ganz anderes im Sinn: in einer Kammer des alten Marstalls wartete die liebreizende Tochter des Leibkutschers Fritz zum Schäferstündchen.
Dieter Düssel Jaeger


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