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Fund bei Ausgrabungsarbeiten

Vor zwei Wochen fand man am Graf Adolf Platz beim Bau der Wehrhahnlinie eine Kanonenkugel aus dem 18. JH.

Düsseldorf war von 1550 bis 1801 eine enorme Festung. Die Stadtmauer mit Zwischengräben und Zwischenmauern war 150 m breit. Ihre Dicke reichte, um ein Beispiel zu sagen, von der Kasernenstrasse bis zur Berliner Allee.
Gegen 1500 erfand man die ars ticula die „neue Kunst“ oder „Artillerie“. Aus Rüstmeistern werden jetzt die genialen „Ingenieure“. Die Mauer wird zum eckigen Bastionärssystem. Von so einer Bastion, einem eckigen Mauervorsprung aus, konnte man 180° zur nächsten Bastion bestreichen: ein blinder Winkel, wie bei der alten runden Mauer gab es nicht mehr.
Düsseldorf hatte 12 Bastionen, denen in raffinierter Abfolge andere Bauwerke, wie Ravelins oder Contergarden vorgelagert waren. Das Mauerwerk war so verzwickt gebaut, dass man 10 Mal in dasselbe Loch „Bresche schießen“ musste, um die Mauer zu Fall zu bringen. Erdverkleidung verhinderte beim Auseinanderspritzen Verletzungen, die es bei der reinen Ziegelverkleidung gegeben hätte. Das „corps de genie“, die Ingenieure also, tüfftelten in 1 1/2Km Entfernung eine zweite kleine Mauer auf dem „Glacis“ aus, über die der Feind, sagen wir am Wehrhahn, steigen musste, um genaue Schussbahnen zu ermitteln. Das war aber auch sein Pech, denn nun war er dem Verteidiger schutzlos ausgeliefert.
Der große Graf Adolf Platz ist durch die Abtragung der beiden südöstlichen Bastionen entstanden: Bastion Peter, heute etwa auf dem Monkey West Restaurant, Bastion Paul westlich der Kasernenstrasse beim jetzigen Restaurant Duran. Ein richtiges Tor gab es nicht. Das Berger Tor war wegen Hochwasser meist geschlossen, ein winziges Törchen für die Soldaten der Kaserne wird später Karlstor heißen. Nein, wer raus wollte aus der Karlstadt, musste den Umweg über das Flinger Tor nehmen.
Die Kugel wurde zwischen Peter Paul gefunden: die Säulen der Christenheit, die jede Kugel zunichte machen: ein Blindgänger also.
Blind sind heute auch die Glastüren der Toilette bei Monkey East. Immerhin, denn so ganz wohl ist einem dabei nicht.
Dieter Jaeger


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