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bei Jan Wellem war das anders

Joachim Erwin trägt gerne die Perücke des Kurfürsten. Aber in einem waren und sind sie grundverschieden: im Umgang mit dem lieben Geld. Nach dem Tode Jan Wellems 1716 mussten die Düsseldorfer noch 90 Jahre lang seine Schulden abbezahlen.( z. B. eine kostspielige Reise nach Wien).
Die Finanznöte der Stadt waren beträchtlich: es gab nur wenige gute Quellen, an Geld zu kommen. Der „Schoß“: eine Steuer vom Grundbesitz, die Wein- und Biersteuer, Gebühren für den Hafenkran, die Stadtwaage, das Standgeld für die Marktleute, Wegegelder an den vier Stadttoren, Gebühr für die Tuch- und Schlachthalle, Glockengeld für das Sterbegeläute, eher seltsam: Gebühren für die „Schweinebesichtigung“, für den eingeführten Kappes, für Prozessionen. Am einträglichsten noch die Mühlengelder für die Platzmühle am Grabbeplatz, die Hofmühle neben dem „Schiffchen“, die Turmmühle auf dem Ratinger Tor.
Zu diesen Nöten kam dann immer noch die zusätzliche Verschuldung für den Fürsten. Der Vater Philipp Wilhelm hatte 1679 schon als Geschenk für das junge Hochzeitspaar von den Ständen 35000 Taler herausgepresst, die diese schließlich billigten, um danach ihre anempfohlene „Freude zum Ausdruck“ zu bringen. Als der Vater 1685 Kurfürst wird, revanchiert sich Jan Wellem mit einem Startgeld für den Vater. Als seine Schwester 1687 Königin von Portugal wird, müssen die Untertanen natürlich wiederum ihre „Freude zum Ausdruck“ bringen und zahlen. Die „Morgengabe“ für seine zweite Gemahlin, die Großherzogin Anna-Maria-Luisa di Medici, waren Juwelen im Werte von 100 000 Reichstalern. Die Gemahlin brachte zwar weit über das Doppelte als Mitgift nach Düsseldorf, aber das Geld musste auf den Heller genau nach dem Tode Jan Wellems zurückgezahlt werden.
Der geliebte Verschwender (nur wenige Fürsten bekommen einen Kosenamen "Jan Wellem“ oder „der Alte Fritz“) hatte zeitlebens Geldsorgen. Die Landstände (ein Gremium erlesener Männer: Herren aus der Ritterschaft und Vertreter der Hauptstädte: Vorläufer des heutigen Landtags) wurden immer nur zu einem Zweck nach Düsseldorf eingeladen: der Beschaffung von Geld. Der Kurfürst mahnte, drohte, tobte und lobte, denn schließlich wurden immer wieder die Gelder bewilligt. Ein Großteil der Gelder ging schon für die Diäten der Herren drauf, denn ein Landstand dauerte oft mehrere Monate. Ein Zornesausbruch Jan Wellems ist überliefert (es ging um die Bezahlung Grupellos, der ihm die Reiterstatue gemacht hatte).
Er lautete dann so: “diese Leute sind allen freien Künsten Feind und ein Haufen Esel und Idioten, die lieber den ganzen Tag saufen, spielen und tabaccieren. Ich estimiere solche großen Künstler wie den Chevalier de Grupello weit mehr als dergleichen Federfuchser und Plackscheißer.“
Dieter Jaeger


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