Stadtführungen::Stadtrundgänge::Aktionen in DüsseldorfGlossen

uralt und hochmodern

Das „Paradies“ liegt hier, und wo das Paradies ist, ist der Teufel nicht weit. Im Löricker Pappelwäldchen trieb der Massenmörder Peter Kürten sein Unwesen Der „Vampir von Düsseldorf“ stach mit einer Schere zu und trank vom Blut seiner Opfer

Dabei war hier heiliges Land: die strengen Mönche vom Trappistenorden saßen auf dem „Löricker Werth“, der „Mönchinsel“oder Mönchenwerth. Die Bauern von Niederlörick und das Hochwasser setzten ihnen so zu, dass der gnädige Jan Wellem sie auf die „angere Sick“ nahm, nach Düsselthal, wo sie das spätere Zooviertel vorbereiteten.
Niederlörick ist von Oberlörick aufgefressen, liegt auch jenseits der Grenze. Heute sprechen wir nur noch von Lörick
Der Yachthafen und das Freibad sind Reste der Inselvergangenheit. Vor der Insel gab es bei extremem Niedrigwasser die „Steinbrück“, das waren herausragende Steine von der Sohle des Rheinbettes, „Lochquarzite“, über die man fast trockenen Fußes rüberkonnte. Bei der Sprengung dieses Hindernisses für die Schiffahrt Ende 19.Jh. nutzten die Sprengmeister die natürlichen Löcher der Lochquarzite, um mit Stahltauen die Trümmer aus der Fahrmitte auf die Seite zu ziehen( bei Niedrigwasser kann man diese Trümmer mit den Löchern sehen).Die Löcher entstehen durch eingeschlossene Wurzeln, ähnlich, wie die Fliegen beim Bernstein. Jan Wellem nutzte diese seichte Stelle für seine Fähre 1702 von Kaiserswerth nach Neuss (die Kw. Fähre war im Erbfolgekrieg Frankreich gegen Habsburg)versenkt worden. Altheerdt ist ganz auf diese Lörickerstr ausgerichtet. Lörick nach Heerdt war ein Katzensprung, Ober- und Niederkassel lagen weit weg. Deswegen fühlte sich Lörick immer zu Heerdt und Neuss gehörig. Heerdt und Lörick kämpften deshalb gemeinsam gegen den Düsseldorfer Feind (bei der Eingemeindung 1909).

Das uralte Lörick (-ick oder -ich sind die ältesten Ortsnamen, heißt: „Besitz des“ Laurus z. B.) hat aus der Treidelstation im Kern an der Bonifatiusstr ein Sternerestaurant gemacht. Die Treidelschiffahrt (flussauf von Pferden gezogen)ging immer nur einseitig an der Innenseite der Rheinbögen, weil dort die Strömung nicht stark ist, also von Kwerth bis Stockum, dann übersetzen von Lörick bis Heerdt, dann übersetzen auf der Hammer Seite (Schneidemühl)weiter.
Die jungen Siedlungen in der Löricker Flur entstanden an der sensationellen Kleinbahnstrecke der Rheinbahn nach Krefeld(K-Bahn), aus der die breite Hansaallee wird, an der sich dann trassenartig die Industrie niederlässt (Ehrenreich, Krieger usw.). Zuerst die „Rote Kolonie“ Arbeitervierel mit der Ambossstrasse (Stahlwerk Krieger). Als die Arbeiter 1907 eine Radrennbahn bekamen, beleidigt sie Hitler 1932 mit einer Großkundgebung ausgerechnet hier im kommunistischen Lager. Die Beleidigung ging mit einer Spatensiedlung weiter(Angestellte der Rheinbahn, die „Bahner“)westlich des alten Lohwegs (jetzt Grevenbroicherstr), also direkt neben den Arbeitern mit Namen der Hitlerjugend (heute Schiefbahn- Glehnstr. usw) Die Radrennbahn(in den 60igern abgerissen) mit15 000 Plätzen, einer 600m Bahn, lag am Ende der Sportstr. rechts, wo jetzt die Strasse „am Kirschbaumwäldchen“ liegt.
Mit der Nordbrücke 1957 beginnt die Geschichte der Düsseldorfer Brückenfamilie und die Geschichte des Heerdter Dreiecks und des Löricker Sterns. Der „Seestern“ im alten Löricker Ziegeleienland wurde bahnbrechend für die Idee, nicht cityständige Einrichtungen (die in der City nichts zu suchen haben)aus der City zu verbannen an den Rand der Stadt, um so Luft für die Innenstadt zu bekommen Heute ist das ein riesiger Büro- und Hotelkomplex, der immer weiter wächst in die Industriebrachen hinein an der Hansaallee (Prinzenpark, Hansapark, Heinegärten). Aber das ist eine andere Geschichte.
Löricker sind stur, von den Olympiaideen des OB Erwin hielten sie nicht viel.
Für ein Paradies ist das auch zu laut.

Dieter Jaeger


Druckbare Version