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schmachtende Liebe hinter Tapetentüren

„Mit einem tiefen Seufzer schlang Rosalie die Arme um den Nacken des Jungen: Ken Ken, stammelte sie, ich liebe dich“. Wir sind hinter der geheimen Tapetentür im Benrather Schloß
Thomas Mann in der Novelle „Die Betrogene“ nutzt Filzpantoffel und Geheimgänge im Schloß für eine Liebesszene a la Dustin Hoffman und Mrs Robinson
Das Schloß war als „Morgengabe“ nach der Hochzeitsnacht von Herzog Philipp Wilhelm für seine später mit 17 Kindern geplagte Gemahlin Elisabeth 1661 gebaut worden. 100 Jahre später wird daraus das heutige Schloß Benrath, wiederum für eine Elisabeth gebaut, diesmal vom eifersüchtigen Kurfürst Carl Theodor, der damit seine brüchige Ehe retten wollte. Die neue Elisabeth war eine göttliche Jägerin, allerdings nicht nur nach Hirschen, auch schöne Knaben waren ihr Ziel, und so passt sie gut als Vorgängerin von Thomas Manns Rosalie.

Ganz früher hatten die Herren von Benrode hier an der Itter ihre Burg und eine Mühle. Zur Burg gehörte etwas nördlich auf einem Hügel die Eigenkirche „Cäcilien“. Um die Kirche herum entwickelte sich Benrath und viele Höfe, die alle an der Itter lagen.
Diese Itter gibt es nicht mehr, sie kam von Hilden, zweigte in der Capitostr. im Viertel „Paulsmühle“ zum Hoxbach, Oerschbach nach Norden und zur Cäcilienkirche nach Westen, wo sie sich südlich im „Schmeeds Loch“, dem späteren Schlossweiher, nochmals teilte in die Itter nach Urdenbach und die Itter nach Holthausen, Itter und die Mündung Himmelgeist. Alles Wasser wurde zum Wasserschloß Benrath umgeleitet in einem großen heute noch bestehenden Kanal, dem „Kapuzinerkanal“, auch „Schweißgraben“ genannt, nach der schweißtreibenden Arbeit des Hand- u Spann- Dienstes. Dass die Dörfer plötzlich kein Wasser mehr hatten, störte die hohen Herren nicht sonderlich.
Stattdessen gab es eine Wallfahrt zur Kapelle „Einsiedeln“ der „Schwarzen Madonna“( wo der Kanal beginnt an der heutigen Einsiedelstrasse)

Das Viertel um die Paulsmühle erzählt noch von der einstigen Pracht der Ur-Itter. Mehr noch vom Reichtum der Industrie, die Benrath zur „reichen Braut“ machen wird bei der Eingemeindung nach Ddorf
Die Cöln-Mindener Eisenbahn von 1845 und ihr Bahnhof bringen Eisenpioniere, wie die Siegerländer Flender, Capito, Klein und schließlich die gewaltige DEMAG nach Benrath ins Paulsmühlenviertel. Benrath ist also nur etwas später als Oberbilk seit 1850/60 und lange vor der IDR (Industrieterrain Reisholz mit Henkel) die Urzelle der Düsseldorfer Industrie

Als die selbstbewusste Bürgermeisterei auf dem Weg zur Stadtgemeinde (gewaltiges Rathaus 1907, die Teile Garath, Hellerhof, Urdenbach, Hassels, Reisholz, Itter, Holthausen gehörten zu Benrath) von der preussischen Königsfamilie 1911 das Schloß abkauft, hatten sie sich übernommen. Henkel und andere müssen helfen. Geschwächt und widerwillig kommt die einst „reiche Braut“ 1929 zu Düsseldorf.
Heute zerschneidet eine Betonwanne(Autobahn) die Hauptstrasse. Schade.
Das Schloß ist der schönste Rokokobau am Rhein
Wenn die Düsseldorfer Besuch haben, fahren sie nach Benrath, sie haben nichts Schöneres.


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