Stadtführungen::Stadtrundgänge::Aktionen in DüsseldorfGlossen

Heringe im Rhein

Die Backfische sind back, die Lolitas der Fische, die man, weil zu jung, über back zurückwarf oder in die Hammer Kappesfelder eindüngte. Zu jung, aber zart zum Backen: ein Leckerbissen zum Bierchen in Düsseldorf seit 100 Jahren. Die Heringsart, die im Mai zum Laichen den Rhein hinaufschwamm, wurde in Mengen gefangen. Maifischmärkte und Backfischessen waren die große Sause im Düsseldorf des ausgehenden 19. Jh. Das Wegbaggern der Kiesbänke, die modernen Schaufelraddampfer, der industrieverseuchte Fluß ließen die Maifische aussterben. Jetzt kehren sie zurück. Ein EU Projekt für die nächsten 4 Jahre, gesponsert mit 500.000 EUR. Der Düsseldorfer Biologe Peter Beek vom Aquazoo betreut das Projekt.
Das Fischerdorf an der Düssel kehrt zu den Anfängen zurück. Fischereirechte waren in Händen der Obrigkeit, die Herren von Eller befischten den Schwarzbach, die von Hardenberg die Anger. Wenn die hohen Herren in Not waren, verkauften sie schon mal ihre Rechte an die Düsseldorfer Bürgerschaft. Der böse Herzog Adolf VII, der seinen eigenen Vater einsperrte, um an die Macht zu kommen, hatte z. B. die Düsseldorfer 1403 auf diese Weise bestochen. Einmal an der Macht, wurde alles rückgängig gemacht. Die Düssel war Ende des 15.Jh. im Besitz des Konrad von Einenburg, Herr auf Landskron (Ahrtal). Deswegen heißt die Düssel im Bereich des Hofgartens bis heute „Landskrone“. Z. T. waren die Rechte aber auch mit den großen Höfen verbunden (Aderhof in Hamm z. B.) Die Hammer machten sich bald einen Namen als Raubfischer, weil sie auch ins kurkölnische linke Ufer vordrangen: sie behaupteten einfach, der Rhein gehöre bis drei Schritt vom Ufer zu Düsseldorf. An den alten Häusern in Hamm sieht man heute noch den Fisch als Hauszeichen.
Auch die berühmteste Fischerdynastie Maassen fischte im Hammer Bereich. Standfische, die ganzjährig den Rhein bevölkerten, waren Karpfen, Hecht, Barben; Wanderfische, die nur zum Laichen hinaufschwammen, waren Aal, Stör, Lachs und eben der Maifisch. Der Lachs oder wie die Düsseldorfer holländisch sagen der Salm war der „Brotfisch“ der Fischer (1.50m lang, 50kg schwer),später wurde es der robustere Aal. Salmwippe und Aalschocker, die beiden Fangschiffe, gehörten zum Düsseldorfer Stadtbild. Der letzte Aalschocker stand bis vor kurzem in Grimmlinghausen. Maassen wohnte in der Rheinstrasse. Hier und am Rheinort hießen die Häuser “Drei Häringe“, „zum goldenen Salm“ oder „zum Stockfisch“. 1900 bezieht Maassen sein wunderschönes Jugendstilhaus Bergerstr 3, das wir heute noch bewundern können. Die große Zeit der Maassens war um 1900. Die Firma verkaufte hier russischen Kaviar und englische Austern. Und natürlich war er Fischer mit Leib und Seele. 30 Männer waren bei ihm beschäftigt, weitere 40 Leute im Handel und Verkauf. Sechs Fischer in einer Bretterbude bildeten einen „Plog“ mit einem Netz. Von Mitternacht bis Morgendämmerung: der erste Fang, dann kam der zweite Plog. Carl, der erste Maassen, kam nach den Napoleonischen Befreiungskriegen mit einer hübschen Jaqueline aus Paris nach Düsseldorf. Carl der zweite, wurde mehrfacher Lebenretter: seine Geschichte ist in den Rathausarkaden aufgeschrieben. Carl, der dritte, versorgte mit seinem Nachen die Hochwasseropfer der Altstadt. Der sechste Carl hatte wie sein Ururgroßvater zuviel französisches savoir-vivre-Blut in den Adern. Er musste alles verkaufen. Auch seinen Namen hat man getilgt. Aber für uns Düsseldorfer bleibt das Haus im schicken Medienhafen Maassens Jazzaquarium, und sein Haus in der Bergerstrasse wird immer Fischhaus Maassen heißen.
Dieter Jaeger


Druckbare Version