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Die Brauerei Schlösser kehrt nach 40- jährigem Exil am 19. Juni 2009 in ihre Urstrasse Ratinger-Altestadt zurück. Und jetzt wird gefeiert 8 Tage und Nächte lang .
Nach vielen Scharmützeln mit der Dortmunder Brau und Brunnen, dann Radeberger, alles unter der Oberleitung des Oetker Konzerns, nach älteren Turbulenzen mit der Dietrich Brauerei, mit Schwabenbräu und Hirschbrauerei und Fremdgehen in den Stadtteil Pempelfort Derendorf prangt der alte Name Schlösser jetzt an erster Stelle an dem palastartigen Riesenbau in der Ratinger Strasse. Das Haus hatte im Vorfeld der Bauzeit verschiedene Namen: Bürgerforum, Henkelsaal, IDR Bau, Jonges Haus. Das ist es ja auch alles, aber der Name Schlösser hat sich an die erste Stelle gesetzt. Und weil wir alle französisch sprechen ( siehe quartier central, quartier Andre) nennt sich Schlösser nun Quartier Boheme.

Das hat allerdings eine amüsante Vorgeschichte. 1932 kaufte Schlösser, der schon seit 1873 in der „Altestadt“ saß, die „Altestadt 1“, seit 1842 bekannt als das Weinhaus „Rosenkränzchen“. Hier nun traf sich die Düsseldorfer Welt der Jahrhundertwende: Detlev Liliencron, Herbert Eulenberg, Hans Heinz Ewers Kurt Kamlah, vor allem Herrmann Harry Schmitz: „Ich träume, ich liege in einer Hängematte, die tätowierte Angora aus der Hundsrückstr über mir und wir schaukeln in den Himmel hinein“
1933, und jetzt kommts, heißt das Haus „Boheme“. Aus der frommen Rosenkranzbruderschaft des 15. Jh wird das frivole „Boheme“, wo „grell geschminkte Damen Zigaretten rauchten und bei atonaler Jazzmusik das Tanzbein schwangen“. Im Sudhaus nebenan gründeten 36 Heimatfreunde die „Jonges“
1712 hatten die Brauer ein eigenes Zunftrecht erhalten. Sie waren vorher mit den Bäckern zusammen, weil beide sich mit der unkontrollierbaren Hefe rumschlagen mussten. Auch Schlössers Vorfahren sind alle Bäcker gewesen 1873 schließlich gründet Josef Schlösser eine Brauerei in der „Altestadt“. Beim alten Obergärigen sind sie geblieben, auch als Dietrich als erster mit der Linde Kühlmaschine sein modisches Untergäriges präsentierte
Zwischen „Ohme Jupp“ und „Hinter der Mauer“ gab es bis 1945 12 Häuser: Nr 19-41. Die Zahlen 25-41 nimmt jetzt das stolze Schlösserhaus ein. Von den alten 8 Häusern mit Namen wie „Grunewald“, „Blaues Schaaf“, „Traube“, „Rotes Laken“ waren die Eckhäuser 27 und 41 von besonderer Art. 41 hieß „Landskron“ und gehörte der Adelsfamilie Landskron, die die Fischerei der Düssel besaß und daher den Namen „Landskronweiher“ schuf. 27 war das „Abenteuerhaus“, weil von hier aus auf Napoleon ein Attentat verübt worden war. Später wurde es die „Retematäng“.
Retematäng steht für die gesamte Ratingerstrasse, bei vielen für ganz Düsseldorf
Der Ursprung des Namens ist so abenteuerlich wie das Haus.
Ein Zahnarzt habe hier gewohnt und ein Patient habe geschrien: „Rette min Zäng, Rette min Zäng!“
Dieter Jaeger


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