Stadtführungen::Stadtrundgänge::Aktionen in DüsseldorfHistorischesZweiter Weltkrieg, Widerstand und VerfolgungNach dem Krieg in Düsseldorf

Düsseldorf in der Nachkriegszeit

Die Kapitulation Deutschlands war am 8.Mai 1945, doch schon vorher waren deutsche Städte „befreit“. Aachen als erste Stadt Deutschlands noch im Dezember 1944 und Düsseldorf im Frühjahr ’45.
Ab dem 3.3.1945 war der linksrheinische Teil Düsseldorfs von den Amerikanern besetzt. Sie zögerten, bis sie am 17.April in Düsseldorf einmarschierten. Nachdem der Versuch der ANTIFAKO Düsseldorf gescheitert war die Amerikaner zum Einmarsch zu bewegen, wagte eine andere Widerstandsgruppe, die Wiedenhofen – Gruppe, den Versuch den Einmarsch der Amerikaner zu beschleunigen. Düsseldorf war von allen Seiten eingekreist und jede weitere Kampfhandlung würde weitere Todesopfer in einem aussichtslosen Kampf bringen. Diese Gruppe war der Ansicht, dass die Befreiung Düsseldorfs von den Nazis nur durch einen bewaffneten Einsatz machbar wäre. Der Gruppe gelang es, Kontakt mit dem Polizeioberstleutnant Franz Jürgens aufzunehmen und ein erstes Treffen fand am 14.4.1945 statt. Ziel war es, die Düsseldorfer NS auszuschalten, die Stadt unter die Kontrolle der Widerstandsgruppe zu bringen und die Stadt den Alliierten kampflos zu übergeben. Für letztere Aufgabe waren Wiedenhofen, Odenthal und Müller ausgewählt, alles Mitglieder der Gruppe. Sie sollten in einem Polizeiwagen mit weißer Fahne und einer Vollmacht von Jürgens, zu den Amerikanern fahren und sie zum Einmarsch zu bewegen. Die Gruppe wurde jedoch verraten. Odenthal und Wiedenhofen gelang es dennoch zu den Amerikanern im Osten Düsseldorfs vorzudringen sie von einem Bombardement abzubringen und sie zu einem Einmarsch in Düsseldorf zu bewegen.
Während des Zweiten Weltkrieges haben über 240 Bombenangriffe über Düsseldorf stattgefunden und die einst so elegante Stadt in einen Trümmerhaufen mit circa 10 Millionen Kubikmeter Schutt verwandelt. Alle drei Rheinbrücken waren zerstört und die Wohnungsnot unermesslich groß.
Etwa die Hälfte aller Häuser und Wohnungen lag in Trümmern und problematisch waren die großen Unterschiede der noch bewohnbaren Wohnungen gab. Einige hatten ihre Wohnung in einem unversehrten Zustand, andere lebten in Ruinen, Notunterkünften und in unglaublicher Enge. Wie teilte man den Wohnraum nun gerecht auf? Diese Aufgabe übernahm die Besatzungsmacht. Das Gesetz Nr. 18 der Alliierten Kontrollbehörde betraf die Wohnraumregelung.
Hinzu kam, dass intakte Wohnungen an die Besatzer vergeben wurden und mit der Ernennung Düsseldorfs zur Landeshauptstadt wurden weitere Wohnungen für die zusätzlichen Verwaltungseinrichtungen beschlagnahmt. Täglich kehrten zudem weitere Menschen nach Düsseldorf zurück und die der Stadt zugewiesenen Flüchtlinge und Vertriebene wurden in Behelfsheimen, Baracken und Kasernen untergebracht. Zwangsarbeiter und ehemalige Kriegsgefangene lebten zunächst weiter in Lagern. Die meisten Menschen lebten in Notunterkünften, Kellern oder sogar in Bunkern.
Ein weiteres Problem war die Beseitigung der Trümmermassen. Auf Anweisung der Besatzungsmächte hatte die Räumung bestimmter Straßen Priorität. Dies war zu Beginn nur möglich, indem die auf der Straße liegenden Steine auf das Nachbargrundstück geworfen wurden. Die Beseitigung der Trümmermassen schlich allerdings nur voran, erst als die zur Verfügung stehenden Arbeiter Baufirmen zugeteilt wurden und die ersten Bagger und Maschinen eingesetzt werden konnten, ging es etwas schneller. Die Schuttmassen wurden zu Kippplätzen und Baggerlöchern gefahren oder zu Verwertungsanlagen transportiert. Am Aachener Platz entstand aus Trümmermassen ein 30m hoher Schuttberg, auf den die Lastwagen auf einer Serpentinenstraße hinauffuhren. Dieser Berg wurde im Volksmund „Monte Klamotte“ genannt.
Um die Schifffahrt wieder in Gang zu bringen wurden gesunkene Schiffe gehoben und eine Fahrrinne freigesprengt. So konnte der Fährverkehr zwischen den beiden Rheinseiten Düsseldorfs wieder aufgenommen werden, trotzdem er mit stundenlangem Warten verbunden gewesen ist. Von Oberkassel in die Innenstadt zu gelangen war stets eine kleine Reise.
Am katastrophalsten war die Versorgungslage in den letzten Kriegstagen und in den ersten Nachkriegsjahren. Während der letzten Rationierungsperiode (30.April bis 27.Mai 1945) standen jedem Erwachsenen lediglich 867 Kalorien pro Tag zu, ungeachtet der für den Körper wichtigen Anteile an Fett, Kohlenhydrate und Proteinen. Die Produktionsstätten waren größtenteils vernichtet und alle nötigen Verkehrseinrichtungen wie Brücken, Straßen, Eisenbahnanlagen waren zerstört und machten den Transport von Versorgungsgütern zu einem Ding der Unmöglichkeit, obgleich jedem Düsseldorfer nur wenig zustand. Denn für 100 Gramm Fleisch pro Person mussten 540 Zentner transportiert werden. Ebenso die tägliche Rückkehr vieler Menschen, der Zustrom an Flüchtlingen und Vertriebenen vergrößerten das Problem. Im Winter 45/46 gab es fast keine Kartoffeln geschweige denn Gemüse. Im ersten Nachkriegsjahr gab es beispielsweise an zu verteilenden Gütern lediglich 400 Herde, 4000 Eimer und 137 Kleiderschränke, auch Kleidung, insbesondere Schuhe, war kaum vorhanden, jeder Mann hätte 98 Jahre und jede Frau 250 Jahre auf einen Wintermantel warten müssen.
Die Besatzer waren weiterhin gezwungen die Versorgungsgüter zu rationieren und trotz stetiger Bürokratisierung und Reglementierung reichten die zur Verteilung vorhandenen Güter in keiner Weise aus und konnten nicht einmal das Existenzminimum abdecken. Wer mit den zugeteilten Dingen tatsächlich hätte auskommen müssen, wäre kaum über den strengen Nachkriegswinter gekommen. Es gab fast niemanden, der nicht „Hamsterfahrten“ aufs Land unternahm, auf dem Schwarzmarkt einkaufte oder Tauschhandel betrieb – obwohl strengstens untersagt. Schließlich kamen die so vertriebenen Güter nicht in den Verteilungsapparat der Alliierten und somit der Masse zugute, sondern dem Zahlungskräftigsten. Aufgrund dieser unrechtmäßigen Selbsthilfe – doch angesichts der Lage war den meisten egal woher die Dinge kamen – war es für die Behörden besonders schwierig die wenigen, vorhandenen Gütern gerecht zu verteilen. Um die Ernährung auch weiterhin sichern zu können, wurde der Blumenanbau verboten und nur Nutzpflanzen erlaubt.
In einigen Monaten sank der Kalorienanteil für einen erwachsenen Menschen pro Tag unter Tausend. Der Unmut in der Bevölkerung wuchs, denn gab es angesichts der Trümmerberge Verständnis, dass der Wiederaufbau nur langsam vonstatten gehen konnte, so war die Einsicht der Bevölkerung bezüglich der Versorgungslage weniger tolerant. Schließlich war selbst im Krieg mehr an Nahrungsmitteln vorhanden gewesen und Hamsterfahrten aufs Land erweckten den Eindruck dass noch Lebensmittel vorhanden waren und die Besatzer waren weitaus besser versorgt, als die Düsseldorfer.
Doch trotz dieser aussichtslosen Lage wurde einiges versucht um die Not ein wenig zu lindern. Notküchen die Essen verteilten wurden eingerichtet, Privatleute aus den USA und Kanada schickten Care – Pakete, die Schulspeisung bewahrte so manches Kind vor dem Hungertod und besondere Unterstützung erhielt die Stadt Düsseldorf aus der englischen Stadt Reading, zu der auch heute noch eine besondere Städtefreundschaft besteht.

Politik im Düsseldorf der Nachkriegszeit

Die Alliierten – ihre Ziele bezüglich der Politik
Schon vor Kriegsende gab es zwischen den Alliierten Konferenzen, wo die Neuorganisation Deutschlands, im Falle des Kriegsendes besprochen wurde. Im Großen und Ganzen konnten sich die Alliierten auf der Potsdamer Konferenz, die vom 7.7. 1945 bis zum 2.8. 1945 tagte, einig werden, was die Demokratisierung, Entnazifizierung und Entmilitarisierung Deutschlands betraf.
Es sollte eine einheitliche Verwaltung Deutschlands geben und zu diesem Zweck wurde der Alliierte Kontrollrat gegründet, der aus den vier Militärgouverneuren bestand und am 30.08.1945 seine Tätigkeit aufnahm. Deren Stellvertreter schlossen sich zum Koordinierungsausschuss zusammen und leisteten Vorarbeit für den Alliierten Kontrollrat. Der Kontrollrat verabschiedete in den Jahren 1946/46 zahlreiche Gesetze und Verordnungen, die nur einstimmig entschieden werden konnten.
„Das bedeutete bei der sich schnell vergrößernden weltpolitischen Kluft zwischen den Westmächten und der UdSSR und bei den zutage tretenden Meinungsverschiedenheiten über die Frage, in welchem Umfang, welcher Form und welchem Zeitraum eine eigene zentrale deutsche Staatsgewalt wieder errichtet werden sollte, daß diese Institution von ihrer Anlage her sich als unfähig erweisen mußte, eine einheitliche, sich auf alle vier Besatzungszonen gleichermaßen erstreckende Entwicklung eines neuen Staates zu fördern.“
Angesichts der großen Not und des Verwaltungschaos hielten die Militärregierungen es für notwendig, Maßnahmen zu treffen, die den verwaltungstechnischen Aufbau ihrer Zone betrafen. Die Organisationsformen weisen dabei die verschiedenen Vorstellungen der Alliierten bezüglich des Wiederaufbaus auf. Pläne zur Errichtung einer gemeinsamen Verwaltung Deutschlands waren vorerst gescheitert. Es wurden in den jeweiligen Zonen Verwaltungseinheiten aufgebaut und die gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur im Interesse und Sinne der Besatzer verändert. Durch die Gliederung in Länder kam ein föderalistischer Ansatz zum Vorschein. Der Gegensatz zwischen der späteren Westzone und der Sowjetunion bestand darin, dass die Veränderung der Sowjetzone wegen der kommunistischen Ideologie einschneidender war. Zwar war auch die Sowjetunion an einer Einheit Deutschlands interessiert, doch primär ging es ihr dabei darum, den eigenen Einfluss möglichst auf ganz Deutschland auszuweiten und im Ruhrgebiet ein Mitsprachrecht zu erhalten. Großbritannien erkannte hierbei schnell die Gefahr, dass die neue Hegemonialmacht Europas die Sowjetunion werden konnte und stellte sich gegen eine sowjetische Beteiligung an der Kontrolle des Ruhrgebietes. Außerdem war England gegen eine dauerhafte wirtschaftliche Schwächung Deutschlands, weil die Deutschen so abhängig von ihrer Besatzungsmacht sein würden, was nicht Ziel des geschwächten Großbritanniens sein konnte.Als die Haltung der Sowjetunion eine Einigung Deutschlands immer unwahrscheinlicher machte, schlossen sich die britische und amerikanische Zone am 1.1.1947 zur Bizone zusammen. Im Laufe der folgenden Zeit wurde immer deutlicher, dass die Sowjetunion nur unter unannehmbaren Bedingungen einer Einigung Deutschlands zustimmen würde, wurde der Plan der Westmächte konkreter, sich nun zusammenzuschließen. Auf der Londoner Konferenz vom 23.3. bis zum 6.3.1948 wurde unter sowjetischem Protest beschlossen, Westdeutschland in Westeuropa einzugliedern und das Ruhrgebiet unter eine internationale Kontrolle zu stellen. Am 20.3.1948 verließ der russische Vertreter den Alliierten Kontrollrat, wodurch dieser arbeitsunfähig wurde. Am 1.7. 1948 übergaben die drei Militärgouverneure der Westmächte den 11 Westdeutschen Ministerpräsidenten die Frankfurter Dokumente. In diesen Dokumenten wurden die Ministerpräsidenten unter anderem befugt, eine demokratische Verfassung zu erschaffen.
Am 1.9.1948 trat eine Sachverständigenkommission, der Parlamentarische Rat, in Bonn zusammen, um über das Grundgesetz zu beraten. Die Vorgaben der Alliierten bezüglich der deutschen Verfassung war, dass sie demokratisch und föderalistischer Natur sein sollte und die Grundrechte sichern musste. Der Parlamentarische Rat tagte vom 10.-23.8.1948 auf der Insel Herrenchiemsee und diskutierte dort über die Form des Grundgesetzes. Die Bedeutung der Grund- und Menschenrechte war allen Parteien gleichermaßen bewusst und sie sollten zu Anfang der Verfassungsurkunde stehen, denn sie waren die Grundlage der neu zu errichtenden Demokratie sein. Es ist das erste Mal in der deutschen Verfassungsgeschichte, dass den Grundrechten diese besondere Stellung eingeräumt wurde, denn in der Verfassung der Weimarer Republik waren die Grundrechte erst im hinteren Teil behandelt und in der Verfassung von 1871 gar nicht vorhanden. Diese Stellung der Grundrechte im Grundgesetz beruht einerseits auf der Nachkriegsdiskussion über die Menschen- und Grundrechte, die in der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen mündete und verdeutlichte andererseits die Abgrenzung zum Nationalsozialismus. „Das Bonner Grundgesetz wurde aufgrund seines Grundrechtsteils von allen Parteien, die an seiner Entstehung beteiligt waren, als >>Gegenverfassung<< zum nationalsozialistischen Herrschaftssystem verstanden.“ Es gab zwei Aspekte, die bei der Entstehung des Grundgesetzes berücksichtig wurden: einerseits sollte die Funktionsfähigkeit der Demokratie gewährleistet werden, so gut es ging und andererseits sollte es Bestimmungen geben, die den Schutz der Demokratie sicherten.

Die ersten demokratischen Maßnahmen in Deutschland

Während die Alliierten auf Deutschlandebene nach einem Weg suchten, wie sie eine Demokratie errichten könnten, mussten sie gleichzeitig auf regionaler Ebene das Leben der Bevölkerung neu organisieren. Dieser Dualismus war nicht so leicht zu bewältigen, denn einerseits wollten die Besatzer den Deutschen nicht zu schnell politische Verantwortung übergeben, so waren Parteien eine lange Zeit nur in regionalem Rahmen erlaubt und die Medien beispielsweise zensorisch überwacht, und andererseits musste in Kürze ein Demokratisches System errichtet werden, in dem die Deutschen die Führungsspitze übernahmen. Nach dem Credo „[d]as politische Leben in Deutschland müsse sich schon von Grund auf entwickeln“, wurden Parteien zugelassen und die, die Rückhalt in der Zone fanden, wurden auf einer höheren Ebene zugelassen.
Welche Maßnahmen ergriff die britische Zonenverwaltung? Zunächst mussten sie sich an die Bestimmungen des Alliierten Kontrollrates halten, der im Potsdamer Protokoll einige Grundsätze formuliert hatte. Diese Beschlüsse bezogen sich auf die Entnazifizierung, Entmilitarisierung und Dezentralisierung der deutschen Wirtschaft und stellten somit keine wirkliche Planung zur Errichtung einer Demokratie dar, sondern waren eher eine Sammlung an Beschlüssen die die „Internationale Gefährlichkeit Deutschlands“ beseitigen sollten. Aus diesem Grund konnten die Besatzer einen Handlungsfreiraum nutzen, der es ihnen ermöglichte, ihre eigenen politischen Modelle zur Orientierung zu nutzen.
„Die Militärregierung ging davon aus, daß das deutsche Volk sich mit Nazi-Ideologie „vollgepumpt“ (pumped) habe.“ Deshalb ließen sie Versammlungen auf unterster Ebene stattfinden, damit jedes Mitglied der Bevölkerung Gelegenheit bekomme, über die Probleme der Demokratie zu diskutieren. Leider hatten diese Diskussionsabende nicht den gewünschten Erfolg, zumal die Militärregierung vorerst autoritär handelte. Doch da es nicht das Ziel der (West-) Alliierten war, eine Diktatur in Deutschland zu errichten, waren Wahlen auf regionaler Ebene das erklärte Ziel der nahen Zukunft. Da Sympathisanten der NSDAP tabu für politische Positionen sein sollten, begann nun die Anfang 1946 vom Alliierten Kontrollrat beschlossene Entnazifizierung in der britischen Besatzungszone im April 1946 in Düsseldorf. Schon vorher hatte die britische Militärregierung zahlreiche Düsseldorfer verhaftet, die Parteimitglieder hohen Ranges waren, ebenso Gestapo und SS Mitglieder. Doch was bedeutete Entnazifizierung, im Volk sprach man von „Entbräunung“? Diese Maßnahmen umfassten nicht nur die oben erwähnte Festnahme von NS Größen, sondern hatten das Ziel, Nationalsozialisten und nationalsozialistisches Gedankengut aus allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen zu entfernen und diejenigen zu bestrafen, die sich nachweislich Verbrechen schuldig gemacht haben. Zunächst wurden NS – Verbände überprüft, nationalsozialistische Gesetze abgeschafft, Literatur-, Foto- und Filmmaterial konfisziert, Denkmäler beseitigt etc. Im Dezember 1945 merkten die Besatzer, dass die auf die Hilfe der Deutschen bei der Entnazifizierung nicht verzichtet werden konnte und setzte Entnazifizierungsausschüsse ein. Denn die Deutschen wurden aufgrund ihres Wissens über die NS Zeit benötigt und außerdem, damit diese Maßnahmen nicht als Rache der Sieger aufgefasst wurde.
Im März 1946 wurde ein Entnazifizierungsausschuss für Düsseldorf eingerichtet. Dessen Mitglieder, 15 an der Zahl, waren Vertreter aller sozialer Schichten. Bis Dezember 1947 hatte der Ausschuss lediglich eine beratende Kompetenz, denn nachdem die ersten demokratischen Wahlen stattfanden, waren die Briten der Meinung, die Verantwortung der Entnazifizierung nun den Deutschen übergeben zu können. Diese Ausschüsse hatten Angehörige von Behörden, Firmen und Berufsgruppen anhand eines Fragebogens zu überprüfen und in Kategorien einzuordnen. Anhand dieser Kategorien wurde entschieden, was diese Person in Zukunft zu erwarten hatte. Wurde jemand den ersten beiden Kategorien zugeordnet, dann musste er sich dem Militärgericht stellen und bei den Kategorien III bis V, hatte der Ausschuss darüber zu beraten, ob diese Person seine Stellung behalten konnte oder nicht. Bei den Verfahren wurde kritisiert, dass sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden und dass sie in den wenigsten Fällen nicht mit der Auseinandersetzung der eigenen Schuld endeten, sondern damit, dass jeder versuchte möglichst positiv davon zu kommen. Kritisiert wurde auch, dass nach ungleichmäßigen Maßstäben beurteilt wurde und die Kategorisierung der Bürger war nicht unproblematisch, besonders die Einstufungen in Kategorie II und III. Kategorie I behandelte Hauptschuldige, Kategorie IV Mitläufer, die noch recht leicht zu erkennen waren, da sie meist nur Beitragzahlende Mitglieder waren, sowie die Unschuldigen, die in Kategorie V eingereiht wurden. Kategorie II bestand aus Belasteten und Kategorie IV aus Minderbelasteten.
Was geschah nun an politischer Neuentwicklung in Düsseldorf? Ein Tag nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde der Stadtkämmerer Dr. Füllenbach zum Oberbürgermeister ernannt. Er war unmittelbar der Militärregierung unterstellt und nur deren Kontrollen und Anordnungen unterworfen. Gleichzeitig bildeten sich in Düsseldorf unmittelbar nach dem amerikanischen Einmarsch viele Organisationen, die den Neuanfang mitprägen wollten. Unter dem NS Regime Verfolgte gründeten Ausschüsse, es gruppierten sich Betriebsräte, die streng darauf achteten, dass niemand den demokratischen Wiederaufbau sabotieren konnte. Die Amerikaner hatten die Idee, sich von einem Bürgergremium unterstützen zu lassen. Hermann Smeets wurde von den Amerikanern, als ehemaliges Antifako - Mitglied bevollmächtigt, den so genannten Zehnerausschuss zusammenzustellen. Die Antifako war die stärkste Widerstandsbewegung der Stadt gewesen und hatte ihre Vertrauenswürdigkeit durch zahlreiche Widerstandsbewegungen unter Beweis gestellt, darunter der gescheiterte Versuch, die Amerikaner vom linksrheinischen Oberkassel aus zum Einmarsch zu bewegen. Die Antifako hatte einen 20 Punkte Katalog von ihren Zielen bei Kriegsende erstellt und somit konnte der Zehnerausschuss sich unter der Leitung von Hermann Smeets auf eine Organisation stützen, die bereits Vorstellungen von einem demokratischen Nachkriegsdeutschland hegte. Der Zehnerausschuss bestand aus Kommunisten und Demokraten gleichermaßen und er tagte in einem Büro auf der Luisenstraße. Die Aufgaben des Ausschusses waren auf der einen Seite die Beratung der Militärregierung bei der Durchführung ihrer Maßnahmen und andererseits die Anfragen aus der Bevölkerung zu bearbeiten. Des Weiteren unterstützte der Ausschuss die politische Säuberung in Düsseldorf. Doch nach dem Austritt von zwei Katholiken aus dem Gremium überwogen die Kommunisten und setzten Smeets ab und übergaben die Führungsrolle einem Kommunisten: Dr. Hagedorn.
Generell war in der Bevölkerung nicht mit politischen Engagement zu rechnen – zu groß waren die Alltagssorgen und durch die Auflösung der Parteien im NS Staat gab es nur in kleinsten Kreisen außerhalb der NSDAP eine politische Diskussion in Düsseldorf. So versuchte die neue Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Füllenbach erst gar nicht ein demokratisches Wunder zu vollbringen und stellte sich auf einen langsamen demokratischen Lernprozess ein. Am 10.7.1945 tagte zum ersten Mal der von den Briten, die Anfang Juni die Amerikaner als Besatzungsmacht ablösten, zusammengestellte Vertrauensausschuss und wählte aus eigenen Reihen Fachausschüsse, die die Sachverständigen beraten sollten, außerdem erhielt er im Herbst den Auftrag, eine Stadtverfassung auszuarbeiten. „Nach britischen Vorstellungen wurde die alte Rheinische Städteordnung abgelöst, nach der der Oberbürgermeister in seiner Doppelrolle als Politiker und Verwaltungschef eine außerordentliche Machtfülle besessen hatte.“ Stattdessen wurde der Stadtrat von der Verwaltung getrennt um eine gewisse Kontrolle zu sichern. Der Vertrauensausschuss hatte lediglich beratende Funktion und war nach Berufen formiert. Es war nicht einfach Mitglieder zu finden, die bezüglich ihrer politischen Vergangenheit unbelastet waren. Zu den ersten Mitgliedern gehörten unter anderem Karl Arnold (später Oberbürgermeister und Ministerpräsident), Georg Glock (ebenfalls später Oberbürgermeister), der spätere Kultusminister Werner Schütz und Dr. August Wiedenhofen. Am 1.10.1945 wurde Füllenbach nach einer Intrige von dem Oberbürgermeisteramt abberufen und durch Walter Kolb ersetzt. Im November wurde der Vertrauensausschuss um einige Mitglieder erweitert - er bestand nun aus 55 Personen und wurde zur Stadtvertretung ernannt. Allerdings fehlte ihr noch die Legitimation durch das Volk. Mit Zulassung von Parteien war das Gremium nicht mehr nach Ständen, sondern nach Parteien sortiert.Am 29. Januar 1946 wurde eine neue Stadtverfassung beschlossen. Die politische Stadtvertretung mit dem Oberbürgermeister an der Spitze war eine Säule und die andere die unpolitische, ausführende Stadtverwaltung unter dem Oberstadtdirektor.
Der Zentrumspolitiker Karl Arnold wurde zum Oberbürgermeister gewählt und sein Vorgänger Kolb bekleidete nun das Amt des 1. Oberstadtdirektors. Bürgermeister wurde der Kommunist Peter Waternkotte und Stadtdirektor wurde Dr. Walther Hensel. Das Oberbürgermeisteramt unterschied sich nun stark von dem der Vorkriegszeit, der gleichzeitig Stadtrats- und Verwaltungsvorsitzender gewesen ist. Karl Arnold versuchte mit allen ihm möglichen Mitteln das Elend in der Stadt zu mindern und hatte für die Bitten der Bürger stets ein offenes Ohr.
„Das Zeremoniell der Stadtratssitzungen 1946 ist gewichtig, teilweise sogar rührend (wenn man an das Bild der zerstörten Stadt denkt) aber zugleich beunruhigend, wenn man die politische Substanz der Sitzungen betrachtet.“ Denn es gab kaum unterschiedliche Standpunkte bezüglich der täglichen Notwendigkeiten und in den politischen Fragen waren die Deutschen nicht gefragt.

Politische Parteien in Düsseldorf

Recht schnell nach Kriegsende wurden die ersten Parteien wieder zugelassen. Ursprünglich wollten die Amerikaner und Briten damit noch warten, als jedoch in der sowjetischen Besatzungszone Parteien erlaubt worden waren, fühlten sie sich in Zugzwang und ließen ebenfalls die Gründung von politischen Parteien in ihrer Besatzungszone zu.
Der erste Schritt zu politischen Mitbestimmung der Düsseldorfer Bürger bestand darin, dass ein städtischer Bürgerausschuss durch die Militärregierung ernannt wurde. Die Kompetenzen dieser Stadtvertretung wurden ständig erweitert.
Im Sommer 1945 waren Parteien auf Kreisebene legitim und im Laufe der nächsten Monate wurden sie auf Länder- und Zonenebene zugelassen. Die Niederlage der zersplitterten Parteienlandschaft in der Weimarer Republik hatte sich tief in das Bewusstsein der Bevölkerung gebrannt. Wichtig war nun, Parteien entstehen zu lassen, die eine größere Integrationskraft besaßen. Es sollte nicht mehr derart viele kleine Parteien, wie in der Zwischenkriegszeit geben, sondern weniger, die dafür eine höhere Anzahl an Wählern ansprechen konnten und dadurch beständiger sein sollten. Dies war nur möglich, indem es eine kleine Anzahl, etwa gleichstarker Parteien gab. Die CDU versuchte das Zentrum aus der Parteienlandschaft zu stoßen und sowohl Katholiken und Portestanten anzusprechen, während die SPD den Kampf gegen die KPD aufnahm, um in dieser Parteinwelt, im Gegensatz zur Weimarer Republik in Düsseldorf, die Vorherrschaft in Arbeiterschaft zu erlangen. Im Oktober 1946 hatte sich die Parteienlandschaft soweit etabliert, dass die ersten Gemeindewahlen stattfanden, die gleichzeitig die ersten freien Wahlen nach dem Krieg waren. Was spätestens an der geringen Wahlbeteiligung von 60% deutlich geworden war, ist das geringe Echo das die politische Neubildung in der Bevölkerung fand. Die Skepsis vor einem neuen demokratischen Versuch war groß, denn den Menschen war immer das Scheitern der Weimarer Republik vor Augen, wo die schwache Demokratie in die Katastrophe geführt hatte. Die Parteienlandschaft der Wahlen des Oktober ’45 unterschied sich völlig von der der Vorkriegszeit. An der letzten Reichstagswahl am 5.3.33 gab es in Düsseldorf sieben Parteien, neben SPD, KPD und Zentrum gab es die nationalistischen Parteien. 1946 waren die einzigen Parteien, die wieder an der Wahl teilnahmen die beiden Arbeiterparteien und das Zentrum. Neu entstanden waren CDU und FDP, verschwunden war selbstverständlich die NSDAP, des Weiteren gab es auch die DVP, DNVP und die DSP nicht mehr. Mit den Kommunalwahlen 1946 war die Zersplitterung der Parteien ausgeblieben, doch das von den Briten angewandte Mehrheitswahlrechtssystem war kein Sieg für die Demokratie. Die CDU erlangte auf diese Weise 80% der Sitze und von ausgeglichenen Debatten im Rat konnte demnach keine Rede sein.
Ein politisches Ereignis 1946 war für Düsseldorf von folgenschwerer Bedeutung. Am 2.10.1946 wurde offiziell das Land Nordrhein- Westfalen gegründet.
Einige Monate zuvor, am 18.7.46 wurde dieser Beschluss über Rundfunk bekannt gegeben. Es wurde verkündet, dass Düsseldorf die Hauptstadt des neu gegründeten Landes werden sollte. In der Bevölkerung wurde dies mit gemischten Gefühlen aufgenommen, schließlich machten sich zunächst die Nachteile bemerkbar – es mussten zwölf Ministerien untergebracht werden. Die Gründe der britischen Besatzer dieses Land zu gründen und Düsseldorf zu seinem Mittelpunkt zu machen waren vielfältig und resultierten aus den Diskussionen um das Schicksal Deutschlands nach dem Krieg, deren Mittelpunkt das Ruhrgebiet gewesen ist. Die zentralen Fragen waren hierbei, wie das Ruhrgebiet wirksam kontrolliert und gleichzeitig mit seinen Ressourcen für ganz Europa nutzbar gemacht werden konnte.
Das die Wahl auf Düsseldorf als Landeshauptstadt fiel, lag zu einem großen Teil daran dass es zwar nicht zum Ruhrgebiet gehörte, aber eine räumliche Nähe dazu besaß. Düsseldorf trägt nicht von ungefähr den Beinamen „Schreibtisch des Ruhrgebiets“. Hier saßen etliche Verwaltungen der Fabriken und Zechen des Ruhrgebietes. Des Weiteren hatten die Briten die Befürchtung, dass es im Ruhrgebiet zu Unruhen kommen könnte und dass dann das Militär eingreifen müsse.
j.zigan im März 2005


Druckbare Version