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katholische Kirche im Protestantenviertel

Die Feuerversicherungsanstalt, 1722 von König Friedrich Wilhelm in Berlin ins Leben gerufen, 1875 von Koblenz nach Düsseldorf geholt, liegt direkt neben der Kirche. Blau und grün geschlagen sieht sie nun aus: die größte katholische Kirche, einige Wochen nach dem Brand, mit blauen und grünen Planen notdürftig bedeckt.
Das Langhaus ist einsturzgefährdet, die europaweit geschätzte Orgel mußte schleunigst vor dem drohenden Verderben ausgebaut werden. Der Gesamtschaden wird 5 Millionen betragen. Trotzdem feierten die Friedrichstädter ihr großes Fest Peter Paul Patrozinium am 1. Juli draussen auf dem Platz.

Im so genannten „Kulturkampf“ zwischen katholischer Kirche und protestantischem preussischen Staat (1872-1880) hatte sich die katholische Kirche neu formiert . So entstanden zwischen 1890 und 1940: 39 neue Kirchen, die größte unter ihnen: 1898 St.Peter Apostolos in der Friedrichstadt (nur der „Dom von Düsseldorf“: die Rochuskirche von 1897 war vor der Zerstörung etwas größer)
Der Erbauer von St.Peter Caspar Clemens Pickel war Spezialist für Neugotik. Er hatte die Fleher Kirche, Trinitatis in Derendorf, Maria Himmelfahrt in Flingern, Apollinaris in Oberbilk , Dominikaner Herzogstr. und Kartäuser in Unterrath geschaffen. Sein Rivale Josef Kleesattel baute neoromanisch: Elisabeth Mitte, Rochus Pempelfort, Blasius Hamm, Antonius Oberkassel, Heilig Geist Derendorf, Paulus Düsselthal.

Ausgerechnet in dem durch und durch preussischen Stadtviertel Friedrichstadt, von König Friedrich Wilhelm IV 1854 gegründet, und als Wiedergutmachung für den Pferdeapfelwurf mit lauter preussischen Namen durchsetzt, entsteht die große katholische Kirche St Peter. Ddorf war seit 1860 eine Kapitale des preussischen Staates, eine Stadt, in der die Protestanten, die „Ostländer“, obwohl eine Minderheit, das Sagen hatten. “Die gesellschaftliche Vorrangstellung der Protestanten war überall: der Landrat selbstverständlich ein Protestant, der Fabrikant meist, der Gendarm immer.“( Carl Sonnenschein). Viele Protestanten zogen in die neue schicke Friedrichstadt. Die Schumanns wohnten in der Herzogstrasse, Lassalle mit seiner Gräfin in der Friedrichstr, das Militär wegen der Kavaleriekaserne auf dem Fürstenwall. Das evangelische Krankenhaus entsteht natürlich hier. Die zweite große evangelische Kirche: die Friedenskirche entsteht hier. Die meist von Protestanten besuchte 3. höhere Lehranstalt war die Oberrealschule am Fürstenwall (heute Geschwister Scholl Gymnasium)

Neben der Schule, fast noch im Schatten der Peterkirche existiert noch ein idyllisches Stück alter Dorfstruktur: die Reichsgasse. Der berühmteste Schüler vom Fürstenwall: Heinrich Spoerl lässt hier in der dunklen Gasse in seinem Roman „die Feuerzangenbowle“ unliebsame Ereignisse zwischen Lehrer und Schüler passieren. Die Lehrer wurden hier verhauen.
Darauf Lehrer Bömmels legendärer Ausspruch: “Nee wat habt ihr für ne fiese Charakter.“ Dieter Jaeger


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